Wann Wurde Der Staat Preußen Rechtlich Aufgelöst?

Wann Wurde Der Staat Preußen Rechtlich Aufgelöst
Mit Kontrollratsgesetz Nr.46 („Auflösung des Staates Preußen’) vom 25. Februar 1947 wurde der nur noch formal bestehende Staat Preußen – seine Zentralregierung und alle nachgeordneten Be- hörden – von den vier alliierten Besatzungsmächten in Deutschland für offiziell aufgelöst erklärt.

Warum hat sich Preußen aufgelöst?

Wann begann, wann endete Preußen? Die Geschichte des preußischen Staates ist abgeschlossen, und man sollte meinen, nichts sei einfacher, als den Anfang und das Ende dieses Staates zu bestimmen. Doch weit gefehlt. Sowohl für die Anfänge als auch für das Ende Preußens gibt es jeweils mehrere recht unterschiedliche Interpretationen, die je nach wissen-schaftlichem, politischem oder ideologischem Standpunkt eine gewisse Berechtigung haben.

Beschäftigen wir uns zunächst mit der Anfangsproblematik. Zahlreiche Historiker lassen die preußische Geschichte mit dem Ordensstaat des hohen Mittelalters beginnen. Sie sehen in dem Ordensland Preußen am Unterlauf der Weichsel nicht nur den Namengeber für das spätere Königreich Preußen. Ohne das Land der Pruzzen hätte es die Bezeichnung „Preußen” nie erhalten.

Nur von hier, also von außerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, war es möglich gewesen, ein neues Königtum gegen das römisch-deutsche Kaiser tum zu gründen. Doch steht dieses mittelalterliche Preußen in einem natürlichen, nicht konstruierten Kontinuitätszusammenhang mit dem neuzeitlichen Königreich Preußen? Und gibt es nicht einem Teilgebiet der späteren preußischen Monarchie ein Gewicht, das dieses so nie kontinuierlich gehabt hat? Fußt auf dieser Deutung nicht auch die Preußen-Ideologie, die in der preußischen Mission des Ostens eine der wichtigsten Aufgaben sieht? Die Geschichte Preußens erhält dadurch einen Akzent, den die polnisch en Nachbarn zu Recht mit Argwohn betrachten. Ein weiterer denkbarer Anfang für die Geschichte Preußens fällt in die Regierungszeit des Kurfürsten Johann Sigismund zu Beginn des 17. Jahrhunderts: 1613 konvertiert das Herrscherhaus zum Calvinismus, 1614 erwirbt es die westlichen Gebiete Cleve, Mark und Ravensberg und 1618 schließlich erlangt es die Nachfolge im Herzogtum Preußen östlich der Weichsel.

Die Konversion zum Calvinismus erleichterte den Weg zum Auf- und Ausbau der absoluten Monarchie und verband die Dynastie mit den damals politisch und wirtschaftlich vorbildlichen Niederlanden, wofür sich auch die Landbrücke im Westen als nützlich erwies. Die Nachfolge im Herzogtum Preußen schließlich bahnte den Hohenzollern den Weg zur Herrschaft im Ostseeraum.

Das hat auch Friedrich II. klar erkannt, der in seinen „Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg” feststellte: Die brandenburgi-sche Geschichte fängt erst mit Johann Sigismund an interessant zu werden, sowohl durch sei-ne Erwerbung Preußens als auch durch die Clevesche Erbfolge, Doch Friedrichs Interesse galt vorrangig der Erzeugung eines alle hohenzollernschen Territorien durchdringenden Staatsgefühls, das die Bevölkerung seiner weit verstreuten Territorien unter seiner Herrschaft verbinden sollte. Viel näher liegt es, in der Gestalt des Großen Kurfürsten den Beginn der eigentlichen Geschichte Preußens zu sehen, wie der unbestechliche Theodor Fontane bereits erkannt hat.

In seinen Augen sind die Preußen ein Volk, „dessen Traditionen über den Tag von Fehrbellin kaum hinausreichen.” Schließlich muss noch ein weiteres Datum angesprochen werden, das in der gegenwärtigen Beschäftigung mit Preußen von Bedeutung ist. In unserer Anlasskultur wird auf das Datum der Königskrönung von 1701 zurückgegriffen.

Hier rückt der Name Preußen erstmals ins Zentrum der herrscherlichen Selbstbezeichnung und signalisiert einen übergreifenden Herrschaftsanspruch. Erstmals hat der Kurfürst von Brandenburg einen Titel, der über ein einzelnes Territorium hinausweist. Von nun an entwickeln sich auch Brandenburger und Rheinländer zu Preußen, am Ende der Regierungszeit Friedrichs des Großen jedenfalls ist dieses Ziel erreicht. Doch bei dieser Argumentation bliebe – wie wir noch sehen werden – von der preußischen Geschichte nicht viel mehr übrig als das 18. und 19. Jahrhundert, und so wird man zumindest das 17. Jahrhundert noch einbeziehen müssen, in dem die Grundlage für den Aufstieg Preußens gelegt wurde.

  • Ohne den Zerfall des Reiches und die im Westfälischen Frieden deutlich gewordene Erschöpfung der alten Kräfte in Mitteleuropa wäre der Aufstieg Brandenburg-Preußens zur neuen europäischen Großmacht gar nicht möglich gewesen.
  • Zeigen sich methodische Probleme größeren Umfangs bereits bei der Frage nach den Anfängen Preußens, so wird die Klärung seines Endes nicht einfacher.

Vier Möglichkeiten sind in der Diskussion. Als 1871 auf preußisches Betreiben ein neues deutsches Reich gegründet wurde, ist zwar der preußische Staat in dieses Reich integriert worden, ging aber nicht einfach in Deutschland auf. Die Frage war vielmehr, ob Deutschland „verpreußt”, oder ob Preußen „verreichlicht” wurde.

Vielen erschien das neue Deutsche Reich als ein erweitertes Großpreußen. Preußen nahm 65 Prozent des Reichsgebietes ein und stellte 60 Prozent der Reichsbevölkerung. Der preußische Ministerpräsident war meist zugleich Reichskanzler, doch die Entwicklung lief gegen Preußen. Mit der wirtschaftlichen Integration des Reiches und dem Prozess der Industrialisierung verschmolzen die Preußen mehr und mehr mit anderen deutschen Volksteilen und die neue Nationalbewegung ließ das Preußische hinter das Gesamtdeutsche zurücktreten.

Das Ende der Hohenzollern -Monarchie 1918 ist ein weiteres Enddatum in der Geschichte Preußens, das nun viele seiner institutionellen Prägungen verlor. Doch als Freistaat blieb es bestehen, zumal die Nationalversammlung 1919 Preußen als selbständiges Land bestätigte und sich damit gegen den Vorschlag des Staatsrechtlers Hugo Preuß wandte, der die preußischen Provinzen zu selbständigen politischen Einheiten erheben wollte. Nun, nach dem Ende der Monarchie, gewann Preußen ein neues politisches Gewicht durch seine stabilen Regierungen, die gegenüber den häufigen Regierungswechseln im Reich mehr politische Beständigkeit boten.Der „Preußenschlag” des Reichskanzler s von Papen am 20. Auch im nationalsozialistischen Deutschland spielte Preußen noch eine Rolle. Hermann Göring als preußischer Innenminister und Ministerpräsident bediente sich des Verwaltungs- und Machtapparates, dessen Führungskräfte schnell ausgetauscht wurden. Darüber hinaus beriefen sich die Nationalsozialisten auf preußische Traditionen, die sie für sich in Anspruch nahmen und in ihrem Sinne weiterentwickelten und teilweise in ihr Gegenteil verbogen: der Tag von Potsdam ist dafür ein Beispiel. Vor allem die nationalsozialistische Inanspruchnahme Preußens hatten die Alliierten im Visier, als ihr Kontrollrat am 25. Februar 1947 beschloss, den Staat Preußen formell aufzulösen. Sie machten Preußen verantwortlich für die Verbrechen in der jüngsten deutschen Geschichte.

Diese Auffassung ist sicher anfechtbar, doch das Auflösungsdekret gilt. Daran allerdings muss die Frage geknüpft werden, ob am Tage des Kontrollratsbeschlusses 1947 Preußen nicht bereits faktisch aufgehört hatte zu existieren. Die „Federn” des preußischen Adlers jedenfalls waren bereits „gerupft”, als der Alliierte Kontrollrat sein Todesurteil fällte.

So wissen wir zwar, wie Rudolf von Thadden feststellte, „dass Preußen tot ist und nur um den Preis der Leichenschändung wiederbelebt werden kann. Aber wir sind nicht in der Lage, sein Todesdatum zweifelsfrei anzugeben und seine Geschichte befriedigend zu terminieren.”

Warum wurde der Staat Preußen verboten?

Preußen verbieten?

Kann man verbieten? Auszug aus dem Festvortrag von Prof. Dr. Wolfgang Stribrny über das Zerrbild von Preußen der Sieger von 1918

Preußen wurde wegen seiner Staatsidee verboten. Das ist einmalig in der Weltgeschichte und ist des Nachdenkens wert. Wie kommen die Sieger über die Hitler-Republik dazu, Preußen als Träger des Militarismus und der Reaktion zu schmähen? Wieso gefährdet Preußen für sie den Frieden und die Sicherheit der Völker und steht in Deutschland der Demokratie im Wege? Preußen hatte am Vorabend der Königskrönung in Königsberg am 18.

  • Januar 1701 mit der Devise „Jedem das Seine – suum cuique” begonnen.
  • Diese Devise des Schwarzen Adler Ordens wird in den Statuten des Ordens mit „Gerechtigkeit gegen jedermann” übersetzt.
  • Preußen beginnt seinen Weg als Staat der Gerechtigkeit, als Rechtsstaat.
  • Es ruht auf der Verbindung von Christentum und Aufklärung.

Woher kommt nun die Formel „von jeher Träger des Militarismus und der Reaktion”? Diese Formel entstammt der außerordentlich wirksamen alliierten, insbesondere der britischen Kriegspropaganda des Ersten Weltkrieges. Die deutsche Seite hatte dem damals wenig entgegenzusetzen.

  1. Sie vertraute eher auf Beweise anstatt aggressive Thesen aggressiv zu widerlegen.
  2. Von Lügen wollte man auf deutscher Seite nicht viel wissen.
  3. Diese skrupellosen Lügen hatten alle Häupter der Siegermächte von 1945 als junge Leute geglaubt und in sich eingesogen.
  4. Von den in Potsdam im Sommer 1945 Versammelten weiß man, daß ausgerechnet Churchill in Preußen den Ursprung allen Übels sah.

Die Militärgouverneure hatten alle am Ersten Weltkrieg teilgenommen. Die Formulierung als solche stammt aus der „Mantelnote” zu den Friedensbedingungen der Alliierten, die der deutschen Delegation in Versailles am 16. Juni 1919 überreicht wurde. Es war sozusagen der Mantel, in den die demütigenden und rachsüchtigen, die unerträglichen und unerfüllbaren Bedingungen des Diktatfriedens eingewickelt waren.

  1. Preußen wurde hier als „Träger des Militarismus und der Reaktion” geschmäht, von dem aus bedrohliche Angriffskriege ihren Ausgang nahmen.
  2. Wie Preußen einst angeblich Angriffskriege geführt habe, so Deutschland 1914″.
  3. Der Erste Weltkrieg ist die Weltrevolution.
  4. Auf 1914 folgte der 30jährige Krieg des 20.

Jahrhunderts bis 1945 und von 1945 bis 1990 45 Jahre Kalter Krieg.1914 ist die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts – schuld ist in den Augen der Sieger beider Weltkriege im letzten Grunde Preußen. Man könnte nun mit der bekannten Statistik beweisen, daß Preußen weit weniger Kriege geführt hat als alle anderen Großmächte.

  1. Militarismus und rückschrittliches Denken gibt es auch anderswo.
  2. Ich schlage vor, wir versuchen dem von den Siegern von 1918 bekämpften Zerrbild von Preußen, den kritisch geprüften preußischen Staatsgedanken entgegenzusetzen.
  3. In sieben Schritten will ich das tun.1) Preußen begann 1701 seinen Weg als Staat der Gerechtigkeit gegen jedermann.

() Preußen hat die Verwaltungsgerichtsbarkeit erfunden. Die Entscheidungen des Staates und seiner Bürokratie unterliegen der rechtsstaatlichen Kontrolle. () Am Anfang seiner Regierung hat Friedrich die Folter abgeschafft. Überall wurde gefoltert. Preußen war der erste Staat der Welt, der die Tortur beseitigte.

  1. Am Ende seines Lebens hat Friedrich das Allgemeine Landrecht festgelegt (trat 1794 unter Friedrich Wilhelm II.
  2. In Kraft).
  3. Der König heißt hier „Oberhaupt des Staates” und wird in die Ordnung eingebunden.
  4. Das Allgemeine Landrecht stellt eine Art Verfassung dar.
  5. Preußen war – zumindest auf dem europäischen Kontinent – der erste Rechtsstaat von dem wir wissen.

Willkürliche Verhaftungen – wie in Frankreich – waren undenkbar.2) Preußen war der erste große Flächenstaat der Welt, in dem die allgemeine Schulpflicht bestand.3) Das bekannteste Wort Friedrichs des Großen bezieht sich auf die Glaubensfreiheit: „Die Religionen müssen alle Toleriret werden und Mus der Fiscal (Staat) das auge darauf haben, dass keine der andern abruch thue; den hier mus ein Jeder nach Seiner faßon Selich werden”.

Damit ist nicht die faule und feige Haltung von heute gemeint: macht, was ihr wollt, mir ist alles egal (laisser faire, laisser aller). Anlaß war die Frage, ob nach dem Elternwillen gegründete katholische Bekenntnisschulen für Soldatenkinder in Potsdam und Berlin weiter bestehen sollten unter dem jungen König Friedrich.

Ein jeder nach seiner Facon heißt zum Beispiel: Wenn die Eltern evangelische Schulen wollen, werden sie zugelassen und finanziert. In allen deutschen Ländern gab und gibt es nach 1945 Konflikte um solche Bekenntnisschulen. – Preußen war das erste Land der Weltgeschichte, in dem Glaubensfreiheit galt.

  • 4) Preußen war ein übernationaler Staat, nicht nur das alte Österreich.
  • Mit der preußischen Staatsidee hat der Nationalismus nichts zu tun.
  • Er ist ihm fremd.5) Auch Verächter Preußens erkennen die Reform vor 200 Jahren nach 1806/07 an.
  • Von den Stein-Hardenbergischen Reformen, die im europäischen Rahmen lagen, will ich nur eine erwähnen, die in die Zukunft wies: die moderne Universität in der Einheit und Freiheit von Forschung und Lehre.

() Es entstand die Berliner Friedrich Wilhelms-Universität, von der SED in Humboldt-Universität umbenannt. Warum denkt niemand daran, ihr den Namen wiederzugeben, mit dem sie in der ganzen Welt Maßstäbe setzte? Alle bedeutenden Universitäten arbeiten nach diesem Modell.

Während bei uns die Universitäten zu Ausbildungsstätten werden, in denen fleißig gelernt und geprüft wird, so fleißig, daß kaum Muße zur Forschung bleibt. Das von Preußen geprägte Kaiserreich von 1871 war die erste Großmacht der Welt, in der 6) das demokratische Wahlrecht galt: allgemein, frei, gleich und geheim.

Warum steht es in keinem Schulbuch, daß Deutschland das schon 1867/1871 erreichte, Frankreich 1875, Großbritannien 1918 und die USA erst – man bedenke die Südstaaten mit den unterprivilegierten Schwarzen – erst in den 1960er Jahren? 7) In der Kaiserlichen Botschaft an den Reichstag von 1881 forderte Wilhelm I.

aus christlicher Verantwortung und preußischer Tradition eine Sozialgesetzgebung. Deutschland wurde zum ersten Sozialstaat der Welt. Nicht erst durch die Niederlagen 1918 und 1945 kommt es in der Mitte Europas zu einer freiheitlich-rechtsstaatlichen Entwicklung. Wesentlich dank Preußen hat Deutschland seinen eigenen Weg zur Demokratie.

Die Verwestlichung (oder Westernisation) hat nur einen Teil des Fundaments gelegt, auf dem wir heute stehen.

Gespannt folgte das Auditorium dem Festvortrag von Prof. Dr. Wolfgang Stribrny

Preußen sollte als deutsches Bundesland wieder erstehen. Selbst der Kontrollrat hätte nichts dagegen. Es sollte Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Restschlesien und Görlitz und Vorpommern umfassen. Artikel 29 des Grundgesetzes spricht von der Neuordnung der Länder.

  • Ein solches Land wie Preußen wäre nach Größe und Leistungsfähigkeit, die das Grundgesetz fordert, den funktionierenden westdeutschen Bundesländern vergleichbar.
  • Die erwähnten Länder, von der Sowjetischen Militäradministration unter Stalin etabliert, gehören nach landsmannschaftlicher Verbundenheit, geschichtlichen und kulturellen Zusammenhängen, wirtschaftlicher Zweckmäßigkeit und den Erfordernissen der Raumordnung und der Landesplanung zusammen.

All das fordert das Grundgesetz und verlangt eine Bestätigung der Neuordnung durch Volksentscheid. Ein halbes Hundert Minister, hunderte von Abgeordneten und noch mehr Ministerialbeamte fürchten für ihre Privilegien. Die Öffentlichkeit ist auf eine solche Neugliederung nicht genügend vorbereitet.

  • Ein neuer Name „Preußen” – und ein anderer kommt nicht in Frage – wird Widerspruch hervorrufen.
  • Er muß erklärt und propagiert werden.
  • Ann man Preußen verbieten? Der preußische Staatsgedanke ist unverzichtbar.
  • Er ist ein Fundament unseres freiheitlichen Rechtsstaates, unserer Demokratie.
  • Wenn das Nachdenken über unsere Geschichte und politische Kultur ein Zentrum in einem neuen Land Preußen findet, wird das unser historisch-politisches Denken beleben.

Wir werden ein Volk sein wie alle anderen auch, das ja sagt zu den Höhen und Tiefen seiner Geschichte. Preußen läßt sich nicht verbieten. Wir können auf Preußen nicht verzichten. Preußen lebt. Preußen hat Zukunft. Es lebe Preußen! In England gibt es eine Unzahl katholischer Märtyrer.

Bis 1829 durfte kein Katholik dort ein öffentliches Amt bekleiden, geschweige denn ins Parlament gewählt werden. In Frankreich wurden bis ins späte 18. Jahrhundert Menschen hingerichtet, wenn sie sich als reformierte Christen bekannten. In Holland führten die Katholiken ein Winkeldasein. Was der junge König 1740 verkündet hatte, bewährte sich bald in Schlesien.

Bei knapper evangelischer Mehrheit gab es hier viele Katholiken und den katholischen Fürstbischof von Breslau.1772 wurde das rein katholische Ermland mit seinem Fürstbischof und Westpreußen mit dem Bischof von Kulm preußisch. – Selbst Preußens Gegner bezeugen Preußen „Toleranz”.

Tolerant kann man leicht sein, wenn 90-95 Prozent Evangelische 5 Prozent Katholiken ertragen sollen. Sind es aber 30 Prozent, – denen jedes Amt, jeder Beruf offen steht, geht es um Glaubens- und Gewissensfreiheit. Ein köstliches Gut! Nie gab es mehr christliche Märtyrer als im 20. Jahrhundert. Im 21. Jahrhundert werden Christen in Nordkorea, China und Vietnam und in all den muslimischen Ländern von Indonesien bis Nigeria bitter verfolgt.

Wer betet in den Kirchen für sie? Das Schicksal meiner eigenen tschechischsprachigen und damals freikirchlichen, böhmisch-brüderischen Familie ist dafür ein Bespiel. Bis zur Vertreibung durch Polen 1946 fand der Gottesdienst in Hussinetz 40 km südlich Breslau, in tschechisch und deutsch statt.

Friedrich der Große hatte den armen Vertriebenen aus dem Böhmen Maria Theresias durch geschlossene Ansiedlung Sprache und Konfession bewahrt. Mein anderer schlesischer Urgroßvater predigte bis zu seinem Tode 1903 im rechtsodrigen Niederschlesien abwechselnd polnisch und deutsch. Vor 100 Jahren 1907 gab es in Ostpreußen – keineswegs nur nördlich der Memel – 69 Kirchen, in denen litauisch (neben deutsch) nach dem freien Willen der Menschen gepredigt wurde.

– Entscheidend war das Verhältnis zu Polen – weniger in Westpreußen, wo bis 1920 zwei Drittel deutsch sprachen, aber in der Provinz Posen. Bis zum April 1848 gab es zwischen Polen und Deutschen keine blutigen Konflikte im Namen von Volkstum und Sprache.

  • Erst im April 1848, als die Revolution von 1848 den verhängnisvollen Nationalismus entfesselte, floß in der deutsch-polnischen Schicksalsstadt Posen Blut im polnisch-deutschen Konflikt.
  • Mit der preußischen Staatsidee hat der Nationalismus nichts zu tun.
  • Er ist ihr fremd.
  • Nachdem König Friedrich in den Müller-Arnold Prozeß eingegriffen hat, schwor er sich, niemals wieder die Unabhängigkeit der Rechtsprechung in Frage zu stellen.

Friedrich Wilhelm I. hat sie 1717 angeordnet, um 1750 unter Friedrich dem Großen wurde in den letzten versteckten Dörfern in den Wäldern Masurens (Gutten, Kreis Johannisburg) und an der polnischen Grenze (Roggen, Kreis Neidenburg), wo es keine Kirche und keinen Pfarrer gab, durchgesetzt.

  • Frankreich bekam 1880, Großbritannien 1884, Rußland 1930 die allgemeine Schulpflicht.
  • In Pariser Salons und Londoner Klubs wurden die Probleme zwar diskutiert, aber 90 Prozent des Volkes konnten nicht lesen und schreiben.
  • Anders in Preußen.
  • Um Christentum und Aufklärung zu fördern, errichtete Friedrich Wilhelm I.

eine Stiftung zur Lehrerbesoldung. Gern hätte er Unteroffiziere zu Lehrern gemacht, aber sie bestanden die in Preußen vorgeschriebenen Prüfungen nicht. Der König selbst besuchte in der hintersten Neumark Dorfschulen. Unter Friedrich dem Großen wurde der Rechtsstaat durchgesetzt.

  • Joachim Nettelbeck in Portugal und Goethe auf Sizilien erlebten die einmalige Popularität des Königs bei den kleinen Leuten.
  • Er ist derjenige, der durchgesetzt hatte, daß vor den Schranken des Gerichts alle gleich sind: Adlige, Bürger, Bauern, Bettelmann.
  • Ja, der König selbst ist den Entscheidungen des Gerichts unterworfen.

Das ist der historische Hintergrund der Anekdote um den Müller von Sanssouci. Das heißt: Immerhin hat Peter Struck, Fraktionsvorsitzender der SPD im Bundestag, am 22. November 2006 in der Haushaltsdebatte erklärt, im Rahmen der Reform des Föderalismus solle eine Länderreform erfolgen.

  1. Das neue Preußen würde nur den mitteldeutschen Teil Preußens umfassen.
  2. Die Grenzen von 1990 gelten.
  3. Die preußischen Ostprovinzen Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Schlesien, Ostbrandenburg und die westlichen Grenzkreise der Provinz Posen können nicht dazu gehören, ebenso wenig Rheinland und Westfalen.

Die Preußischen Ostprovinzen bleiben ein Teil deutscher Geschichte und Identität. Ost- und Westpreußen gaben Preußen nicht nur den Namen, Preußen war ein königlicher Staat. Es sollte überlegt werden, ob man einem Hohenzollern eine repräsentative Funktion in Preußen einräumen sollte, um das neue Preußen in Herz und Verstand zu verankern.

Prof. Dr. Stribrny: Kann man Preußen verbieten?
Quelle: –

Am 29. September starb der Historiker Wolfgang Stribrny Am 29. September 2011 ist Wolfgang Stribrny, einer der wichtigsten Preußenhistoriker unserer Zeit, nach kurzer schwerer Krankheit in seinem 77. Lebensjahr in Bad Sobernheim verstorben. Im hessischen Gelnhausen 1935 als Sohn eines Militärarztes geboren, verbrachte er die ersten zehn Jahre seines Lebens in Frankfurt an der Oder auf altem brandenburgischem Boden.

Die Liebe zu Preußen prägte sein Leben von Anfang an. Mit einer bedeutenden Arbeit über die Russlandpolitik Friedrichs des Großen schloss Stribrny 1963 sein Studium der Geschichte, Geografie und Politischen Wissenschaft ab, das ihn nach Göttingen und Freiburg im Breisgau geführt hatte. Die erste Station seiner Karriere war die Position des Studienleiters der Evangelischen Akademie Hofgeismar: Viele namhafte Geister der jungen Bundesrepublik konnte er dort zu Disput und Gespräch zusammenführen.1974, wo er bis zu seiner Emeritierung lehrte.

Sein Leben galt Preußen und in der Folge von Hans-Joachim Schoeps der Rehabilitierung der Ehre Preußens. Seit der Gründung im Jahr 1969 bis zu seinem Tode war er federführend am Preußeninstitut/Zollernkreis beteiligt, als Sprecher, Erster Vorsitzender und bis 2010 als Präsident.

  • Stribrny wirkte ausgleichend, souverän und zugleich tief menschlich.
  • Er ging mit berühmten Akademikern im selben offenen Geist um wie mit sehr einfachen Menschen.
  • Das preußische Votum „mehr sein als scheinen” lebte er, wie er auch andere preußische Tugenden geradezu verkörperte.
  • Stribrny war ein bedeutender Historiker und Gelehrter: Mit großer Klarheit und unerschöpflichem Kenntnisreichtum widmete er sich der preußischen Geschichte.

Wenig bekannte Elemente preußischer Geschichte förderte er aus den Quellen ans Licht und er vermochte, am Detail große geschichtliche Zusammenhänge deutlich zu machen. Ideologische Geschichtsschreibung hatte vor dieser Genauigkeit keinen Bestand. Es gab kaum einen Flecken und keinen Kirchturm in preußischen Landstrichen, über den Stribrny nicht ein glänzendes Extemporale halten konnte.

Preußen war für Stribrny die „Idee mit Zukunft”. Auch eine moderne Demokratie kann, davon war er überzeugt, ohne preußisches Staatsethos und preußische Tugenden nicht bestehen. Dass Preußen Kulturstaat war, erster Flächenstaat mit Schulpflicht, Hort der Glaubensfreiheit und der Übernationalität hat Stribrny nachdrücklich betont.

Er setzte sich daher auch unermüdlich für die Wiedererrichtung eines Bundesstaates Preußen ein und für die Wiedererrichtung geschändeter oder zerstörter Bauwerke. Stribrny war überzeugter Monarchist. Eine enge Freundschaft verband ihn mit dem Prinzen Louis Ferdinand, dessen reich bebilderte und hervorragend dokumentierte Biographie er (zusammen mit Angelika Wonschik) 2007 vorlegte.

  • In der Monarchie sah Stribrny die maßgebliche erste und letzte Legitimierung staatlicher Ordnung und Freiheit: Man wird in den Krisen der Gegenwart diesen Einsichten vielleicht künftig wieder mehr Aufmerksamkeit widmen.
  • In Stribrny begegnete man den besten Zügen des alten Preußen, einschließlich einer tiefen christlichen Fröhlichkeit.

Der Abschied von ihm schmerzt auch deshalb tief, weil wir seinesgleichen wohl nicht mehr sehen werden. – Harald Seubert

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War Preußen rechts?

WELT ONLINE: Im Alliierten Kontrollratsbeschluss vom 25. Februar 1947 heißt es, Preußen sei seit je „Träger des Militarismus und der Reaktion” gewesen. Was denken Sie, wenn Sie das heute hören? Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen: Absurd, dass immer nur von preußischem Militarismus die Rede ist, nie vom französischen, englischen oder russischen.

Und es war zudem eine historische Groteske, Leichenfledderei. Preußen gab es zu der Zeit nicht mehr. WELT ONLINE: Wann war der Todeszeitpunkt? Prinz von Preußen: Manche Historiker sagen, mit der Reichsgründung 1871. Andere, mit der Abdankung des Kaisers 1918. Oder mit Franz von Papens berüchtigtem „Preußenschlag”, mit dem 1932 die Regierung Braun aufgelöst wurde.

Endgültig ging Preußen 1945 unter, mit dem Verlust Ost- und Westpreußens, mit dem unglaublichen Flüchtlingsstrom. Die Diskussion darüber ist offen. WELT ONLINE: War es Siegerjustiz? Prinz von Preußen: Die Amerikaner bestanden nicht einmal auf der Formulierung mit dem Militarismus, das kam von den Sowjets, vielleicht zur Rechtfertigung ihres territorialen Zugewinns nach 1945.

  1. WELT ONLINE: Aber eine besondere militärische Tradition hat diesen Staat schon geprägt.
  2. Prinz von Preußen: Die hatten die anderen Staaten auch. Im 18. und 19.
  3. Jahrhundert führten sie etwa 280 Kriege.28 Prozent davon waren mit französischer Beteiligung, 26 mit englischer und 23 mit russischer.
  4. Preußen war bei acht Prozent dabei.
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Das Gerede vom preußischen Militarismus verstehe ich nicht. Sicher spielte das Militär eine große Rolle. Dass dieser Zusammenhang immer wieder genannt wird, hängt aber auch mit der Propaganda der Nazis zusammen. Sie haben Preußen usurpiert und in der Anfangszeit versucht, mit der preußischen Tradition die konservativen Kreise zu gewinnen.

Die Alliierten übernahmen nahtlos diese Lesart, also die Einvernahme Preußens für die Nationalsozialisten. Dabei waren gerade die Beziehungen zwischen Preußen und den USA meist hervorragend. Die Animositäten gegenüber Preußen kamen erst auf, als es Preußen nicht mehr gab. WELT ONLINE: Als Preußen 1947 aufgelöst wurde, waren Sie acht Jahre alt.

Was bedeutete das Datum damals für Ihre Familie? Prinz von Preußen: Das war kein Thema für uns damals, 1947. Wir gehörten wie viele Millionen andere auch zu den Flüchtlingen und hatten ganz andere Probleme. Wir waren aus dem ehemaligen Ostpreußen gekommen, lebten in Bremen.

  1. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass unser Vater später mit uns größere Diskussionen darüber geführt hätte.
  2. WELT ONLINE: Preußen, so hieß es auch in der Erklärung der Alliierten von 1947, sei ein Hort der Reaktion gewesen.
  3. Hat dies zum deutschen Untergang beigetragen? Prinz von Preußen: Überhaupt nicht.

Sicher spielten die Familien der sogenannten Junker eine Rolle, aber einen bestimmenden Einfluss hatten sie nicht. WELT ONLINE: Wie sehen Sie heute die Äußerung des Historikers Ludwig Dehio: „Nationalsozialismus ist das Symptom eines chronisch preußischen Gebrechens.” Prinz von Preußen: Eine weitere Groteske.

  • Die Nazis sahen sich in der Kontinuität von Friedrich dem Großen.
  • Diese Sichtweise übernahmen erst die Alliierten und später die junge deutsche Historiografie nach dem Kriege.
  • Das wundert mich schon.
  • Das deutsche Kaiserreich war ein Rechtsstaat, das Dritte Reich ein totalitärer Unrechtsstaat.
  • Unter den 500 wichtigsten Leuten um Hitler waren gerade 17 Preußen.

Nicht von ungefähr: Preußen war für die Nazis ein rotes Tuch. WELT ONLINE: Sie sagen, die Nazis hätten den Begriff Preußen usurpiert. Umgekehrt gab es auch viel Opportunismus aus Ihrem Haus gegenüber den Nazis, von der zweiten Frau Wilhelms II., Hermine, aber auch vom ehemaligen Kaiser selbst, der hoffte, über die Nazis wieder auf den Thron zu kommen.

  1. Bezog man sich aufeinander? Prinz von Preußen: Die Nazis spielten souverän auf dieser Klaviatur.
  2. Aussprüche von Hitler und Goebbels aus der Anfangszeit zeigen, wie sie die konservativen Kreise auf ihre Seite ziehen wollten.
  3. In der Anfangsphase wussten die Nationalsozialisten nicht, wie stark sie würden, und buhlten deshalb um dieses Spektrum.

Mein Onkel August Wilhelm war für die Nazis die Eintrittskarte in hochadlige Kreise, als er in die NSDAP eintrat. WELT ONLINE: Wofür er den Segen des ehemaligen Kaisers hatte. Prinz von Preußen: Der Kaiser hatte es ihm zunächst verboten. Daraufhin hatte August Wilhelm gedroht, dies in Deutschland an die große Glocke zu hängen.

  • Das aber wollte Wilhelm II.
  • Nicht riskieren.
  • Natürlich hat der Kaiser immer auf seine Rückkehr ins Berliner Schloss gehofft.
  • Die Nazis haben ihn ganz bewusst in der Haltung bestärkt.
  • Er seinerseits meinte, man müsse den Schwung der Nazis ausnutzen, dann komme irgendetwas Neues, und die Nazis verschwänden wieder – leider eine totale Fehleinschätzung.

WELT ONLINE: Ausgerechnet die DDR wollte später Friedrich den Großen wiederhaben. Prinz von Preußen: Ich vermute, die Staatsführung war auf der verzweifelten Suche nach Identität. Da kam man schließlich wieder auf das verhasste Preußen zurück. Die DDR war im Begriff, der Bundesrepublik Deutschland auf diesem Sektor den Rang abzulaufen.

Nach dem 200. Todestag von Friedrich dem Großen 1986 tauchte bei meinem Vater der ehemalige Kulturminister der DDR, Hans Bentzien, auf. Zuerst auf der Burg Hohenzollern und anschließend in Berlin. Es war schon seltsam, dass der DDR-Politiker meinen Vater mit „Kaiserliche Hoheit” ansprach, ein Titel, der zu der Zeit eigentlich gar nicht mehr galt.

Ganz offensichtlich war er von Erich Honecker geschickt und sagte zu uns: Es wäre doch eine großartige Idee, die Särge Friedrichs des Großen und seines Vaters, Friedrichs Wilhelms I., die sich nach der Auslagerung im Krieg seit 1952 auf der Burg Hohenzollern befanden, nach Sanssouci bei Potsdam, also in die DDR, zurückzuüberführen.

Das entspräche dem letzten Willen Friedrichs des Großen. Ja, antwortete mein Vater, das ist eine sehr gute Idee. Aber bevor ich die Särge nach Potsdam schicke, müssten noch einige Vorbedingungen erfüllt sein: Erst mal müsse die Mauer, dann die innerdeutsche Grenze fallen. Wenn das nicht gleich ginge, dann warten wir halt noch ein bisschen.

Na ja, es ging dann schneller als erwartet. WELT ONLINE: Was bleibt von Preußen? Prinz von Preußen: In Berlin zum Beispiel stolpern sie dauernd darüber. Das fängt mit dem Sportverein Tennis Borussia an und geht über das Preußen-Pils bis zum hoffentlich bald wieder aufgebauten Stadtschloss.

Die NVA in der DDR hatte nicht nur das Akanthusblatt auf dem Generalsspiegel der Uniformen, die spielten ständig auch die preußischen Märsche. Für die Bundeswehr war dies ohnehin klar, die hatten das Erbe ausdrücklich übernommen. WELT ONLINE: Was ist von den preußischen Tugenden übrig? Prinz von Preußen: Natürlich bleiben nicht nur steinerne Zeugnisse.

Aber ich habe meine Schwierigkeiten mit der Auffassung, dass Preußen abonniert wäre auf gewisse Tugenden. Wenn es auch richtig ist, dass Preußen auf diese Tugenden besonders angewiesen war, anders als meinetwegen Bayern oder Sachsen. Dabei stehen an erster Stelle Toleranz und Zivilcourage.

  1. Und ohne die Fähigkeit, Maß halten zu können, hätte sich Preußen nicht aus Brandenburg entwickeln können.
  2. Jedes Gemeinwesen braucht solche ethischen Werte.
  3. Gesetzestreue und, ganz aktuell, absolute Unbestechlichkeit.
  4. WELT ONLINE: Hat Preußen all dies aus einer protestantischen Ethik heraus entwickelt? Prinz von Preußen: Nicht unbedingt.

Im Land Friedrichs des Großen konnte jeder sprichwörtlich nach seiner Fasson selig werden. Er hat die Jesuiten geholt, die damals europaweit verfolgt wurden, und die Juden. Es war natürlich auch eine bevölkerungspolitische Frage. Preußen war dramatisch unterbevölkert.

  • Dem König war egal, wer kam.
  • Es war ein Staat der Minderheiten, ganz modern eigentlich.
  • Auch schon zu Zeiten des Großen Kurfürsten, der über 40.000 französische Hugenotten ins Land geholt hatte.
  • WELT ONLINE: Innerhalb Deutschlands sind die Vorbehalte gegen Preußen vor allem katholischer Natur – nicht nur in Bayern, auch im Rheinland.

Adenauer sagte im Jahre 1946: „Sobald Berlin wieder Hauptstadt wird, wird das Misstrauen im Ausland unauslöschbar werden. Wer Berlin zur neuen Hauptstadt macht, schafft geistig ein neues Preußen.” Prinz von Preußen: Friedrich der Große war kein religiöser Mensch, und um Verzichtsethik ging es ihm auch nicht.

  1. Der wollte die Leute ins Land holen, ganz egal, welcher Religion sie angehörten.
  2. Er sagte: Wenn Türken und Juden ins Land kommen wollen, dann bauen wir ihnen Moscheen und Synagogen.
  3. Alles ganz aktuell heute.
  4. WELT ONLINE: ¿wie auch ein anderer Punkt: Preußen erzielte im 19.
  5. Jahrhundert enorme Erfolge bei Bildung und Wissenschaft.

Brauchen wir da nicht wieder etwas mehr Preußen? Prinz von Preußen: Es ist schwierig, vergangene Epochen in die Gegenwart zu holen. Aber nehmen Sie die Friedrich-Wilhelm-Universität. Warum heißt sie heute Humboldt-Uni? Ich habe nichts gegen die Humboldts, aber ohne meinen Vorfahren König Friedrich Wilhelm III.

  1. Würde heute kaum jemand über die Brüder sprechen.
  2. WELT ONLINE: Der Erste Weltkrieg wird auch als „Urkatastrophe” des 20.
  3. Jahrhunderts gesehen, der zwangsläufig ins Dritte Reich mit all seinen Folgen führte.
  4. Mit dieser Urkatastrophe wird besonders auch ihr Urgroßvater in Verbindung gebracht.
  5. Prinz von Preußen: Das lässt sich nicht vermeiden.

Wobei er alles andere war als ein Militarist. Ansonsten hätte er sich im Ersten Weltkrieg wohl kaum von Hindenburg und Ludendorff an die Wand drücken lassen. Hinterher diente er als Sündenbock. Wen wollten die Alliierten als Kriegsverbrecher aburteilen lassen? Nicht Hindenburg oder Ludendorff, sondern meinen Urgroßvater.

Bei ihm war es vor allem sein Hang zu Kostümen, der ihn die Uniformen lieben ließ, und auch das Säbelrasseln. Das hatte mit kriegerischen Absichten nichts zu tun. WELT ONLINE: Wilhelm II. wurde in den Krieg hineingetrieben? Prinz von Preußen: Man kann ihm den Krieg nicht in die Schuhe schieben. Das wäre ungerecht.

Vorwerfen kann man ihm, dass er ihn in seiner Position hätte verhindern müssen. Mein Urgroßvater war der oberste Kriegsherr, derjenige, den man verantwortlich machen konnte in seiner Position. WELT ONLINE: Wenn es eine Urkatastrophe gegeben hat – gab es dann nicht auch eine Ururkatastrophe: Die Entlassung Bismarcks durch Wilhelm II.? Bismarcks filigranes Bündnisnetz hielt Europa doch im Frieden.

  1. Prinz von Preußen: Ja, nachdem er innerhalb von zehn Jahren drei Kriege begonnen hatte: gegen Dänemark, gegen Österreich, gegen Frankreich.
  2. Das war sicherlich nicht der einzige Grund für seine Entlassung.
  3. Der eigentliche Grund war ein Generationenproblem, eine Ordre, die noch von Wilhelm¿I. stammte.
  4. Die besagte, dass kein Minister mit dem Kaiser reden durfte, ohne die Erlaubnis von Bismarck einzuholen.

Das hat sich Wilhelm¿II. nicht gefallen lassen, das war für ihn ein alter Zopf, er wollte selbst mit den Leuten reden. Zugespitzt allerdings ging es um die Frage, wer das Sagen hatte: die Familie Bismarck oder die Familie Hohenzollern? Und das filigrane System Bismarcks funktionierte in dieser Form damals nicht mehr, es gab Abnutzungserscheinungen.

  • Andere Zeiten kamen auf.
  • Die preußische Tugend des Maß-halten-Könnens ist wahrscheinlich im Kaiserreich verloren gegangen.
  • WELT ONLINE: Also bedauern Sie die damaligen Einigungskriege, die alles auf ein falsches Gleis lenkten.
  • Prinz von Preußen: Ohne die Reichsgründung 1871 würde es Preußen wahrscheinlich heute noch geben.

Aber der Gedanke ist müßig. Vielleicht hätte man den Reichsgedanken nicht auf einem Krieg aufbauen dürfen. Man sprach damals schon von den Drachenzähnen, die der Krieg 1870/71 gesät habe. Eine Saat, die im Ersten Weltkrieg tatsächlich aufgehen sollte.

Ist Preußen Polen?

Überblick – Die ursprüngliche historische Landschaft Preußen, benannt nach ihren baltischen Ureinwohnern, den Prußen, entsprach in etwa dem späteren Ostpreußen, Nachdem der Deutsche Orden das Preußenland unterworfen hatte, das aufgrund der päpstlichen Bulle von Rieti (1234) keinem weltlichen Lehensherren unterstand, bildete Preußen zusammen mit Pommerellen das Zentrum des Deutschordensstaates,

Dessen Gebiet wurde 1466 im Zweiten Frieden von Thorn geteilt: in das der polnischen Krone direkt unterstehende Königliche Preußen, das Pommerellen einschloss, und in den Restordensstaat, der die polnische Lehenshoheit anerkennen musste. Durch dessen Säkularisierung entstand 1525 das weltliche Herzogtum Preußen, das 1618 durch Erbschaft an die Kurfürsten von Brandenburg fiel.

Diese regierten nun beide Länder in Personalunion. Die Lage Preußens und Österreichs inner- und außerhalb des Deutschen Bundes (1815–1866) Grenze des Deutschen Bundes 1815 Die größte Ausdehnung des preußischen Staates (1866–1918) Kurfürst Friedrich Wilhelm konnte das Herzogtum 1657 aus der polnischen Lehensabhängigkeit lösen. Da es außerhalb der Reichsgrenzen lag, war er dort nunmehr ein souveräner Herrscher. Dies nutzte sein Sohn Kurfürst Friedrich III., um sich 1701 als Friedrich I.

  • Zum König in Preußen zu krönen.
  • Zentrum des hohenzollernschen Herrschaftsgebiets blieb nach wie vor die Mark Brandenburg.
  • In den von Friedrich II.
  • Ausgelösten Schlesischen Kriegen stieg der nun als Königreich Preußen bezeichnete Staat zur zweiten deutschen und fünften europäischen Großmacht auf.
  • In derselben Epoche entwickelte sich Preußen zu einem Zentrum der Aufklärung in Deutschland.

Nach der Niederlage gegen das napoleonische Frankreich verlor Preußen 1806 große Teile seines Staatsgebiets, errang aber schon wenige Jahre später infolge der Stein-Hardenbergschen Reformen und der siegreichen Teilnahme an den Befreiungskriegen mehr Macht und Ansehen als zuvor.

  1. Der Wiener Kongress brachte Preußen 1815 erhebliche territoriale Zugewinne, vor allem im Westen Deutschlands.
  2. Im neugegründeten Deutschen Bund war es die bedeutendste Macht nach Österreich,
  3. Im Zuge der Märzrevolution von 1848 entstand erstmals die Idee einer kleindeutschen Reichseinigung unter preußischer Führung.

Obwohl König Friedrich Wilhelm IV. die ihm von der Frankfurter Nationalversammlung angetragene Kaiserkrone 1849 ausschlug, setzte die nationalliberale Bewegung ihre Hoffnungen auf ein geeintes Deutschland zunehmend auf Preußen. Dessen Sieg im Deutschen Krieg führte 1866 zum Ausschluss Österreichs aus Deutschland und zur Auflösung des Deutschen Bundes.

An seiner Stelle bildete Preußen mit den deutschen Staaten nördlich der Mainlinie den Norddeutschen Bund, Während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 traten auch die süddeutschen Staaten mit Ausnahme Luxemburgs dem Bund bei. Preußen war seither der dominierende Bundesstaat des neu gegründeten Deutschen Reiches und sein König trug als dessen Oberhaupt den zusätzlichen Titel „ Deutscher Kaiser “,

Nach dem Sturz der Monarchie in der Novemberrevolution von 1918 wurde aus dem Königreich der republikanisch verfasste Freistaat Preußen, der sich während der Weimarer Republik als „Bollwerk der Demokratie” erwies. Im sogenannten Preußenschlag wurde seine Landesregierung jedoch 1932 von der Reichsregierung entmachtet.

  1. Die preußischen Minister wurden durch Reichskommissare ersetzt und ihre Ministerien 1934 im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltungspolitik mit den entsprechenden Ressorts des Reichs verschmolzen.
  2. Mit dem Kontrollratsgesetz Nr.46 vom 25.
  3. Februar 1947 verfügte der Alliierte Kontrollrat der vier Besatzungsmächte in Deutschland die rechtliche Auflösung Preußens.

De facto hatte es bereits mit dem Kriegsende 1945 aufgehört, als Staat zu bestehen. Sowohl die Deutsche Demokratische Republik als auch die Bundesrepublik Deutschland und viele ihrer Länder haben preußische Traditionen weitergeführt. Die Gebiete, die bis 1918 – also zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung – den preußischen Staat bildeten, gehören heute zu Deutschland und sechs weiteren Staaten: Belgien, Dänemark, Polen, Russland, Litauen und Tschechien,

War Ostpreußen immer Deutsch?

Die Kornkammer des Deutschen Reichs – Die preußische Provinz Ostpreußen war von 1871 bis 1945 der östlichste Landesteil des Deutschen Reichs. Hier herrschten adelige Gutsbesitzer wie die Fürsten zu Dohna, die Grafen Finckenstein oder die Grafen Dönhoff.

  • Sie besaßen große Ländereien, bauten Getreide und Kartoffeln an und betrieben oft auch Pferdezucht.
  • Die Hauptstadt Königsberg wurde vor allem durch ihre berühmte Universität zu einem geistigen und kulturellen Zentrum.
  • Um 1900 hatte Ostpreußen etwa zwei Millionen Einwohner, rund drei Viertel der Bevölkerung lebten von der Landwirtschaft,

Bereits zu dieser Zeit wurden in Ostpreußen moderne Agrar-Techniken entwickelt und angewandt. So gab es ein ausgeklügeltes Drainagesystem mit Pumpen und Kanälen, um der weit verbreiteten Moorlandschaft das Wasser zu entziehen und diese für die Landwirtschaft nutzbar zu machen.

Warum mögen die Bayern die Preußen nicht?

Das bäuerliche Bayern – Die Bayern hingegen legten mehr Wert auf Gemütlichkeit, tranken und rauften gern im Wirtshaus und waren stark von der bäuerlich-ländlichen Bevölkerung geprägt. Mit der preußischen Tugendhaftigkeit konnten sie nicht viel anfangen – ganz zu schweigen vom Protestantismus. Bayerische Wirtshauskultur – „Was is, – trink ma no oane” (Quelle: Postkarte des Verlags Emil Ganghofer in Rottach Egern, um 1900, Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg)

Was hat man in Preußen gesprochen?

Im Königreich Preussen war Deutsch die Amtssprache, es wurde jedoch weit herum auch sorbisch gesprochen. Die Altpreussische Sprache, die mit dem Deutschen nur sehr fern verwandt ist, ist seit dem 17. Jahrhundert ausgestorben.

Wann schaffte Friedrich der Große die Folter ab?

03. Juni 2010 – Vor 270 Jahren: Friedrich II. von Preußen verbietet die Folter “Confessio est regina probationum” – das Geständnis ist die Königin der Beweise, lautet ein grundlegendes Prinzip des antiken römischen Rechts. Die Folter gilt dabei als völlig legales Mittel, von beharrlich schweigenden Angeklagten ein Geständnis zu erzwingen.

  • Im 13. Jahrhundert lässt Kaiser Friedrich II.
  • Die Folter gegen Ketzer zu.
  • Papst Innozenz IV.
  • Bestätigt 1252 in seiner berüchtigten Bulle “Ad extirpanda” die Rechtmäßigkeit der gewaltsamen Überführung von Beschuldigten.
  • Mit den massenhaft durchgeführten Hexenprozessen in den folgenden Jahrhunderten wandelt sich die Folter vom Instrument höchstrichterlicher Gewalt zu einer alltäglichen, gegen jedermann angewandten Tortur.

Quetschen, zerschmettern, versengen, zerreißen – an sadistischen Fantasien, den Folteropfern mit ausgeklügelten Apparaten unerträgliche Qualen zuzufügen, fehlt es dabei zu keiner Zeit. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts macht ein Professor der Universität Halle mit einer Streitschrift gegen das “gottlose Fiasko des Strafrechts” Furore.

Durch die Folter, argumentiert der Rechtsgelehrte Christian Thomasius, werden Angeklagten Strafen auferlegt, die an Grausamkeit diejenigen weit übertreffen, die sie erhalten würden, wenn ihre Schuld bewiesen wäre. Dass Unschuldige zudem aus Angst oft Verbrechen gestehen, die sie nie begangen haben, wird schon lange insgeheim billigend in Kauf genommen.

Als erster Monarch erlässt Friedrich Wilhelm I. von Preußen 1714 eine Order, nach der jede einzelne Anwendung der Folter von ihm persönlich zu genehmigen sei. Sehr viel weiter geht aber erst der vom “Soldatenkönig” als “effeminierter” Weichling verachtete Sohn.

Am 3. Juni 1740, drei Tage nach dem Tod seines Vaters, dekretiert Friedrich II., später “der Große”, als erster Herrscher auf deutschem Boden: “Seine Koenigliche Majestaet in Preussen haben aus bewegenden Ursachen resolviret, in Dero Landen bey denen Inquistionen die Tortur gaenzlich abzuschaffen.” Auch Friedrich lässt zunächst noch Ausnahmen zu – bei Majestätsverbrechen, Landesverrat und großen Mordtaten.

Allerdings ist kein Fall bekannt, in dem der König die Folter noch bewilligt hätte.1754 erneuert Friedrich II. das allgemeine Folterverbot, nun ohne jede Ausnahme. Aus Rücksicht auf Staatsraison und Jurisprudenz bleibt es aber geheim und die bloße Androhung der Folter weiter erlaubt.

Denn seine Juristen stellt Friedrich mit dem Wegfall der seit römischen Zeiten ultimativen Beweisführung vor ein großes Problem: Wie nun im Zweifel zum Schuldspruch kommen? Friedrich antwortet lapidar: Ungeständige Delinquenten, “die staerkste und sonnenklare Indicia und Beweise wider sich haben”, seien dennoch zu verurteilen.

Damit führt der Preußen-König den noch heute oft umstrittenen Indizien-Prozess in die Rechtsprechung ein.1948 legen die Vereinten Nationen in ihrer Erklärung der Menschrechte fest: “Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung unterworfen werden.” Der aktuelle Jahresbericht 2010 der Menschenrechtsorganisation Amnesty International konstatiert: “Aus mehr als 150 Ländern liegen Berichte über Folterungen oder Misshandlungen durch Angehörige staatlicher Stellen vor.

Ist die preußische Flagge verboten?

Flagge des Freistaats Preußen – Nach dem Fall der Monarchie im November 1918 erhielt Preußen am 30. November 1920 eine republikanische Verfassung. Sie legte in Art.1 Abs.2 lediglich das Führen der schwarz-weißen Landesfarben fest. Am 24. Februar 1922 nahm der Freistaat Preußen eine Flagge an, die im Unterschied zur alten Version den preußischen Adler ohne Krone, Zepter und die königlichen Initialen zeigte.

Die Flagge ersetzte im Dezember 1933 nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten eine neue Version, deren Adler im rechten Fang ein silbernes Schwert und im linken zwei goldene Blitze und auf der Brust ein silbernes Hakenkreuz trug und über dessen Kopf ein Banner den preußischen Wahlspruch „ Gott mit uns ” zeigte.

Diese Flagge wurde 1935 nach der Gleichschaltung der Länder und der Aufteilung in Gaue abgeschafft.

  • Zivilflagge des Freistaats Preußen (1918–1935)
  • Staatsflagge des Freistaats Preußen (1922–1933)
  • Staatsflagge des Landes Preußen (1933–1935)

Ist Preußen verboten?

Kommentar: Was von Preußen bleibt Von Preußen, dem meistgefürchteten der deutschen Länder, blieb zuletzt nur noch ein Adjektiv. Die “Stiftung Preußischer Kulturbesitz” verwahrt das Erbe des untergegangenen Staates in siebzehn Berliner Museen, einem Geheimen Staatsarchiv und im eigenen Namen.

V on Preußen, dem meistgefürchteten der deutschen Länder, blieb zuletzt nur noch ein Adjektiv. Die “Stiftung Preußischer Kulturbesitz” verwahrt das Erbe des untergegangenen Staates in siebzehn Berliner Museen, einem Geheimen Staatsarchiv und im eigenen Namen. Jetzt soll auch das Eigenschaftswort verschwinden.

Damit wäre der Name Preußen endgültig aus allem staatlichen und institutionellen Tun gestrichen und fast sechzig Jahre nach Kriegsende ratifiziert, was die Alliierten im Februar 1947 angeordnet hatten: das Verbot des Landes Preußen als Hort des Unfriedens und des Militarismus.

Preußentum und Preußenangst sind Synonyme seit Jahrhunderten. Die “Warnung vor Preußen”, um einen seinerzeit erfolgreichen Buchtitel zu zitieren, gehört zur Standardbelehrung des Nachkriegsdeutschen. Das Ungewöhnliche am gegenwärtigen Vorstoß aber ist, daß er aus dem innersten Kern selber kommt, aus der Stiftung, die es nur gibt, weil es Preußen gab, und die so etwas wie den idealen Geist des untergegangenen Staates bewahrte.

Versteht man ihren Präsidenten Lehmann recht, so wirkt das Adjektiv traumatisierend. Die Stiftung, die unter anderem die Berliner Museumsinsel verwaltet, ist föderal strukturiert und auf das Geld der Bundesländer angewiesen. Aber immer weniger Länder sind bereit, für etwas zu bezahlen, das sich preußisch nennt – allen voran und offenbar ohne jeden folkloristischen Witz der Freistaat Bayern und Nordrhein-Westfalen.

  • Listig schlägt Lehmann den Namen “Stiftung Nationaler Kunstbesitz” vor.
  • Ein solcher Titel würde die Solidarität verordnen, die Deutschland freiwillig für sein eigenes Erbe offenbar nicht mehr imstande ist aufzubringen.
  • Gleichzeitig wäre Preußen getilgt und so etwas wie ein nationaler Kulturschatz postuliert – Einheit auf Kosten von Einzigartigkeit, ein wahrhaft bismarckscher Gedanke, wenn auch von beträchtlich kleinerem Format.

Doch wer einmal von solchen Strategiespielen absieht, kann diesen letzten aller letzten Untergänge Preußens nicht anders als mit einem Gefühl der Scham notieren. Über das Für und Wider dieses Staates ist seit der großen Preußenausstellung von 1981 immer wieder verhandelt worden.

Man hat falsche oder zumindest voreilige Ahnenreihen konzipiert, die von Friedrich zu Hitler verliefen; man hat das Obrigkeitstum, die Menschenplackerei, den Kadavergehorsam seiner Eliten ausgestellt und hat all das wieder relativiert und verworfen und neu geordnet, so daß am Ende ein vieldeutiges, ein gerechteres Bild von Preußentum und Preußenstaat entstand – es handelt sich hier um einen Prozeß steter Revision, wie er der Geschichtsschreibung in allen wichtigen Fragen vertraut und notwendig ist.

Im Kern all dieser Auseinandersetzungen aber blieb die Überzeugung intakt, daß Preußen – ebenso wie Habsburg – dem Land eine geistige und künstlerische Lektion erteilt hat, die in der neueren Geschichte ihresgleichen sucht und die den als militaristisch und engherzig verschrieenen Staat von Anbeginn zu einem Gehäuse von Philosophie und Kunst machte.

Preußen war nicht nur Schinkel und Fontane, es war Kant und Kleist, Moses Mendelssohn, Max Liebermann und Kurt Tucholsky, und es war so unendlich viel mehr, das in keinem Museum der Welt je auszustellen sein wird, weil es ein Klima, ein geistiges Aroma, ein Gefühl ist, aus dem heraus eine große kulturelle Inspiration möglich wurde.

See also:  Was Tut Der Staat Für Obdachlose?

Und Preußen meldete sich auch zurück – der sechzigste Jahrestag steht dieses Jahr bevor -, als im Juli 1944 einige Verschwörer versuchten, Adolf Hitler zu töten. Dies alles umschreibt der Titel einer “Stiftung Preußischer Kulturbesitz”. Er gibt dem Erbe historisches Recht und Raum.

Preußen war selbst eine Kunstfigur, ein synthetischer Staat, der viele seiner fehlenden landsmannschaftlichen Bindungskräfte durch Bindungen des Geistes ersetzte, die – das war die Entdeckung des Preußen Immanuel Kant – allen Menschen gemeinsam sind. Gerade weil Preußen nicht nur territorial, sondern exterritorial, als Gebiet auf den Landkarten der Kultur und der Überlieferung, zu lokalisieren ist, braucht es diesen letzten Lebensfunken: als Adjektiv in einem Museums- und Stiftungsnamen.

Von Napoleon stammt der berühmte Satz, Preußen sei bloß eine Episode. Das hat sich staatsrechtlich als wahre, wenn auch verfrühte Prognose erwiesen. Aber von dem, was in Preußen gedacht, gemalt, geschrieben wurde und was offenbar nur dort entstehen konnte, ist fast nichts bloße Episode geblieben.

Worum es jetzt geht, ist nicht die Frage, ob man Preußen mag oder nicht, und erst recht nicht die Frage, ob es wieder sein wird. Preußens Beitrag an die Welt galt gerade den größten unter den Preußen – etwa Theodor Fontane – als heikel und zwielichtig. Sein Staat, so heißt es in einer berühmten Passage, habe der Welt nichts anderes gebracht als die langen Kerls, den eisernen Ladestock, den Zopf “und jene wundervolle Moral, die den Satz erfunden hat:,Ich hab ihn an die Krippe gebunden, warum hat er nicht gefressen?'” Fontane ist preußischer Kulturbesitz, und der eiserne Ladestock ist es auch, am Ende, auf unklare und jedenfalls zutiefst beunruhigende Weise, ist es auch der “Tag von Potsdam”.

Es geht, was der Stiftungspräsident Lehmann wissen müßte, nicht um die Frage, was wir uns aussuchen und unter neuem Namen ausstellen können. Es geht einzig um die Frage, wie wir mit unserem Erbe umgehen, um die Frage also, ob wir Geschichte umlügen, weil die Haushaltskassen, die oft selber ganz und gar geschichtslosen Bundesländer und unsere Bequemlichkeit es uns so eingeben.

Sind die Preußen Slawen?

Wie die Pruzzen Frauenraub, Blutrache und Vielehe frönten Der Publizist Sebastian Haffner hat die Kolonisierung des Pruzzenlandes hinter der Küste der Ostsee durch den Deutschen Ritterorden “ein Gemetzel, fast eine Ausrottung” genannt. Trotzdem – ungeachtet immer neuer Rückfälle in die Barbarei auf beiden Seiten – sieht Haffner in der “geistlichen Republik” der Ordensritter eine Wohltat auch für die unterworfenen “Wilden”.

  1. Tatsächlich sind beide Urteile angebracht.
  2. Zu unterstreichen ist, dass blutigstes Kriegsgeschehen Jahrhunderte hindurch mit Assimilation verflochten war.
  3. Das erstaunliche Hineinwachsen in die überlegene Kultur, die aus dem Westen, nicht nur aus Deutschland kam, trug dazu bei, dass die Pruzzen aus der Geschichte verschwanden und ihr Land anno 1618 mit der Mark Brandenburg zum Staat Preußen verschmolz.

Wir wissen wenig über die Pruzzen. Sie waren keine Slawen, sondern ein angeblich hochgewachsenes, blondes Volk, dessen Stämme zwischen Memel und Weichsel lebten. Sie sprachen eine eigene baltische Sprache, kannten keine Schrift und beteten zu Göttern, die Perkunos und Pekollos hießen oder ähnlich befremdliche Namen hatten.

Brauch waren bei ihnen Frauenraub, Vielehe und Blutrache. Mädchen, deren Geburt unwillkommen war, töteten sie. Kranke und Behinderte erlitten das gleiche Los. Den ersten Missionaren, die ums Jahr 1000 ins Land drangen, schlugen sie den Schädel ein. Den Kreuzrittern, die später ihre Ankunft nach allen Regeln der diplomatischen Kunst im Mittelalter vorbereitet hatten, setzten sie hart zu.

Was immer den Ruf der Pruzzen rechtfertigte oder was ihnen angedichtet wurde, sie waren Heiden. Gegen sie den Heidenkrieg zu führen, galt als Christenpflicht. Papst und Kaiser gaben ihren Segen und versprachen sich Vorteile, wobei sich die Interessen keineswegs deckten.

Nicht anders betrieb der polnische König seine Sache. Er war es, der die Ritter ins Land rief. Die Ordensleute waren auf eigene Macht bedacht. Ihre Ehre war der Sieg. Zu denken gibt, in welcher Art von Krieg die Ritter “das süße Joch Jesu” auf die Schultern der Heiden luden. Der Chronist Peter von Duisburg hat ihnen schon in den zwanziger Jahren des 14.

Jahrhunderts vorgeworfen, das Land mit Raub und Brand verwüstet zu haben. Der Historiker Hartmut Bookmann hat das Notwendige darüber gesagt: “Kriegführung bis der Gegner kapituliert, Tötung der Männer, Versklavung der Frauen und Kinder, Vernichtung der Habe”.

Die Kriege von Christen gegen Christen sahen freilich ähnlich aus. Nur dass man die Männer nicht tötete, weil Leichen kein Lösegeld gebracht hätten. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts, daran erinnert Bookmann, waren die Historiker in der glücklichen Lage, den Krieg für eine Angelegenheit des Militärs bei möglichster Schonung der Zivilisten zu halten.

Nach dem Ende der Epoche der Weltkriege wissen wir wieder, was Vernichtungskrieg heißt. Die Kreuzritter waren über ihn schon im Bilde gewesen. Wie gesagt, neben den Blutbädern gab es die Chance zur Assimilation. Die Heiden mussten nur das Christentum und die andere Kultur annehmen.

War Polen früher Deutsch?

  •  Nach dem Ersten Weltkrieg verlorene Gebiete
  •  Nach dem Zweiten Weltkrieg unter polnische bzw. sowjetische Verwaltung gestellte deutsche Ostgebiete
  •  Heutiges Deutschland
  • Gebietsveränderungen Deutschlands 1918–1990 Als Ostgebiete des Deutschen Reiches oder auch ehemalige deutsche Ostgebiete werden die Territorien östlich der Oder-Neiße-Linie bezeichnet, die am 31. Dezember 1937 zum Gebiet des Deutschen Reiches gehört hatten, nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 von Deutschland faktisch abgetrennt wurden und heute zu Polen und Russland gehören.

    War Kaliningrad Mal Deutsch?

    Blick auf den Königsberger Dom aus dem 14. Jahrhundert und das für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 gebaute Stadion im russischen Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg. (imago/ITAR-TASS) Bis 1944 ist Ostpreußen 1944 eine Oase des Friedens, mitten im Krieg.

    Doch im Sommer 1944 bricht im Osten die Front zusammen und britische Luftangriffe verwandeln die Hauptstadt Königsberg in ein Flammenmeer. Mehr als eine Million Menschen versuchen zu fliehen, ein Elendszug ohne Anfang und Ende, mit über 50.000 Toten. Nach dreimonatiger Belagerung wird Königsberg gestürmt.

    Am 9. April 1945 ist alles vorbei: 700 Jahre deutscher Geschichte gehen zuende. Aus Königsberg wird Kaliningrad, eine russische Stadt mit fremdem Erbe. Fast 50 Jahre liegt bleierne Finsternis über Ostpreußen. Das zerstörte Königsberg nach dem Luftangriff im August 1944 (picture-alliance/ dpa) Doch das versunkene Königsberg führt ein Eigenleben und drängt allmählich nach oben. Die Stadt besinnt sich wieder ihrer deutschen Wurzeln – vielleicht, weil auch die Jugend längst intensiver nach Westen als nach Russland blickt.

    Die Autorin Margot Litten interessiert sich nicht nur als Journalistin für den Brückenschlag zwischen russischer Gegenwart und ostpreußischer Vergangenheit. Ihre Familie stammt aus Königsberg. Und so ist ihre Reise ins ehemalige Ostpreußen auch eine persönliche Spurensuche. Brief an den Vater “Lieber Vater, Königsberg war immer ein magischer Ort für mich, weil es für Dich ein magischer Ort war.

    Eines Tages wollte ich mit Dir in die Stadt Deiner Kindheit und Jugend reisen. Aber die russische Exklave Kaliningrad war für ausländische Besucher gesperrt. Und als es nach 1991 möglich gewesen wäre, warst Du längst tot. Jetzt bin ich – unendlich viel später – alleine hier.

    In der Hoffnung, Dir noch einmal nahe zu sein. In dieser Stadt, die einst Deine Stadt war, und die heute ihre Identität sucht zwischen deutscher Vergangenheit und russischer Gegenwart.” Weiterführende Links zu Königsberg / Kaliningrad Kaliningrad (seit 1946 russisch ́, bis 1946 Königsberg) ist die Hauptstadt der Oblast Kaliningrad.

    Die vormals deutsche Stadt Königsberg wurde als Ergebnis des Zweiten Weltkrieges unter dem Namen Kaliningrad, wie der gesamte Nordteil Ostpreußens (außer dem Memelland), Teil der Russischen Sowjetrepublik, der größten Unionsrepublik der Sowjetunion. Benannt wurde die Stadt nach dem ehemaligen sowjetischen Staatsoberhaupt Kalinin.

    Seit der Unabhängigkeit der baltischen Staaten 1991 ist die Oblast Kaliningrad – von der Erreichbarkeit über die internationalen Gewässer der Ostsee abgesehen – eine Exklave Russlands zwischen Polen und Litauen. Weiterlesen bei Wikipedia Zurück nach Königsberg. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus dem ostpreußischen Königsberg das sowjetische Kaliningrad.

    Heute bringen die Bewohner der Stadt die verdrängte deutsche Vergangenheit wieder ans Licht. Weiterlesen bei ZEIT-Online Weltoffenheit und aufgeklärtes Bürgertum Königsberg war einst das Symbol von Weltoffenheit und aufgeklärtem Bürgertum, die östlichste deutsche Stadt, hier fing Europa an, hier gab es eine alte Universität, und bedeutende Dichter und Denker.

    Von den Deutschen wurde diese Vergangenheit nach dem Zweiten Weltkrieg verklärt, von den Russen wurde sie tabuisiert wie ein schmutziges Geheimnis. Fast 50 Jahre lag bleierne Finsternis über dem nördlichen Ostpreußen und über Königsberg, das nun Kaliningrad hieß, benannt nach Kalinin, einem üblen Weggefährten Stalins.

    Das deutsche Erbe war eingekapselt, wie eine Fliege in Bernstein. Mein erster Tag in Königsberg beginnt damit, dass ich mir auf dem Kopfsteinpflaster den Knöchel verknackse. Um mich zu trösten, singt Boris, mein russischer Begleiter: Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei.

    • Der berühmte deutsche Durchhalteschlager.
    • Auf jeden Dezember folgt wieder ein Mai, trällert Boris weiter, und ich erinnere mich an die Version meiner Eltern: Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei, erst stirbt der Hitler und dann die Partei.
    • Wir lachen und singen und ich staune: Ein Russe aus dem Ural kennt dieses Lied? Das hat mir meine Mama immer vorgesungen, erzählt Boris, abends, beim Einschlafen, sie konnte sonst überhaupt kein Deutsch, nur dieses eine Lied.

    Für Boris waren es die ersten deutschen Laute; später hat er sich die Sprache selber beigebracht, so kann er nun deutsche Touristen durch Königsberg führen. Ich liebe meine Stadt, sagt er, ich liebe Königsberg. Ich staune schon wieder. Er sagt Königsberg – und nicht Kaliningrad.

    Vielleicht mir zuliebe? Weil ich doch die deutsche Vergangenheit suche wie fast alle Deutschen, die hierherkommen? Dabei haben die Bilder im Kopf mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun. Die Stadt der deutschen Ordensritter, die Stadt der Aufklärung, die Stadt Immanuel Kants existiert nicht mehr. Als dann 1991 die Sowjetunion zerfiel, kamen die alten Ostpreußen in Scharen zu Besuch in die verlorene Heimat, meist war es ein tränenreiches Wiedersehn, aber es gab auch Momente der Euphorie Wenn jemand sein Elternhaus wiederfand, am Spielplatz die alte Kinderschaukel, oder die Rosen im Park.

    Edwin Schreiner, der in seiner Kindheit einige Jahre hier gelebt hat und jetzt wieder zu Besuch ist, erinnert sich: “Wir haben auf den Hufen gewohnt, im Westen der Stadt, das ist die schönste Wohngegend, wie ja in vielen Städten in Deutschland, direkt am neuen Schauspielhaus, das stehengeblieben ist, und auch jetzt als imposanter Bau renoviert wieder da steht, ganz in der Nähe des Zoos.

    Es ist uns materiell sehr gut gegangen, wir sind ins Theater gegangen, ins Kino, wir haben große Reisen gemacht nach Masuren und auf die Kurische Nehrung, wir waren sehr oft dort in den Ferien in Kunzen, den Ort gibt’s nicht mehr, während sonst alles erhalten geblieben ist auf der Kurischen Nehrung im Gegensatz zu Königsberg, das ja wahnsinnig zerstört war, aber unser Viertel gut weggekommen ist.” 1992 – das war verheerend damals “Die Stadt war noch ganz in Trümmern, der Dom da standen nur die Wände, es gab kein Dach, die hatten gerade angefangen, notdürftig ein Dach zu konstruieren und inzwischen ist er vollständig wieder aufgebaut.

    Ich konnte da auch was spenden, anlässlich meines 70. Geburtstages kam eine erkleckliche Summe zusammen, und ich bin also auch einer, der ein bisschen im Dach des neuerrichteten Domes verewigt ist.” Zuerst vorsichtig und dann immer entschiedener drängte das versunkene Königsberg nach oben. Orgel im Königsberger Dom (dpa) Arthur Sarnitz und sein Mut zum Träumen Altstadt Projekt (Königsberg) – hier finden Sie viele Videoanimationen über das alte Königsberg Zumindest virtuell existiert das alte Königsberg wieder in seiner ganzen Pracht. Arthur Sarnitz zeigt mir den Film in seinem Büro das Schloss, die Albertina Universität neben dem Dom, die alten Bürgerhäuser, die historischen Gassen.

    1. Ich kenne die Bilder aus dem Fotoalbum, es ist das Königsberg meines Vaters, meiner Großeltern.
    2. Die Vergangenheit lebt, für einen Moment.
    3. Dann fallen mir wieder die komplizierten Besitzverhältnisse im heutigen Kaliningrad ein.
    4. Etwa, dass da, wo einst das Königsberger Schloss stand, heute ein Monster thront: Die berühmteste Bauruine der Stadt, das in den Siebziger Jahren begonnene und aufgrund statischer Probleme nie fertiggestellte “Haus der Räte”.1967 war das zerbombte Schloss, in dessen Keller sich womöglich das Bernsteinzimmer befand, auf Befehl Breschnews gesprengt worden.

    Man nimmt an, dass der Untergrund dadurch instabil wurde, der 16-stöckige Bau geriet in Schräglage, die Arbeiten wurden eingestellt. Knapp 30 Jahre später – 2003 – verscherbelte die Stadt Kaliningrad den halbfertigen Betonklotz an einen Moskauer Unternehmer, für den eher symbolischen Preis von umgerechnet 214.000 Euro.

    Der Investor wollte die 32.000 Quadratmeter in ein Büro- und Geschäftszentrum umwandeln, doch seinen Worten folgten keine Taten. Eine Klage der neuen Gebietsregierung gegen ihn scheiterte; der umstrittene Verkauf konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden. So steht das Gebäude – inzwischen blau-weiß getüncht – bis heute auf dem historischen Schlossplatz und rottet vor sich hin.

    Ein Abriss ist aufgrund der Besitzverhältnisse derzeit unmöglich. Arthur Sarnitz lässt sich von solchen Realitäten nicht unterkriegen. Wer keinen Mut zum Träumen hat, zitiert er, hat auch keine Kraft zum Kämpfen. Er hat, so scheint es, beides: “Natürlich ist das ein gigantisches Projekt, weil erstmal alle Nachkriegsbauten weg müssen.

    1. Und natürlich würde alles Unsummen verschlingen, aber wir dürfen nicht nur von Geld reden; wenn die Menschen, die hier leben, das alte Königsberger Zentrum wirklich wollen, dann werden sie es bekommen.
    2. Wenn das sozusagen common sense ist, werden wir auch das Geld dafür auftreiben.
    3. Und das neue Königsberg wird ein Teil Europas sein.” Keine Stadt hält es auf Dauer aus, ohne Gedächtnis zu leben Der Organist Artjom Kataturov: “Wenn wir was Historisches aufbauen wollen, müssen wir uns fragen: Warum eigentlich? Was wird in diesen alten Häusern – diese alte Stadt hat ganz enge Straßen und unsere russische Mentalität liegt nicht in dieser Stadt, wir wollen immer Auto fahren und breite Straßen und parken, das kann man in St.

    Petersburg sehen.” “Also, Sie meinen, die Russen wollen breite Straßen, Auto fahren et cetera?” “Ja. Ich denke sowas ist Quatsch, etwas Historisches wieder aufzubauen, und andere Sache ist: im Kulturaspekt, das ist eine Katastrophe. Unsere Kultusministerin hat keine Meinung und versteht nichts.” Zumindest der Dom – Backsteingotik, 14.Jahrhundert – ist ein Besuchermagnet auch für junge Russen.

    1. Wahrscheinlich deshalb, weil das Gebäude heute eine Konzerthalle ist.
    2. Die Orgel dort ist die größte Russlands, ein Meisterwerk der Potsdamer Firma Schuke.
    3. Eine Stadt hält es auf Dauer aus, ohne Gedächtnis zu leben.
    4. Und längst wissen es die Kaliningrader: Unterm Pflaster liegt der Kant.
    5. Doch nicht nur Artjom Chatschaturow fragt sich, ob die bloße Rekonstruktion alter Bausubstanz wirklich immer sinnvoll ist.

    Man denke nur an die Diskussion um das Berliner Stadtschloss. Wie lassen sich in einem rekonstruierten Palast die Räume neu interpretieren? Wie kann man ein historisches Disneyland vermeiden? Solchen Fragen mussten sich auch die Teilnehmer des internationalen Architektur-Wettbewerbes stellen, der 2015 in Königsberg stattfand.39 Büros hatten ihre Pläne eingereicht.

    Es ging dabei weniger um konkrete Entwürfe, als vielmehr um grundsätzliche Entscheidungen: Soll das Schloss tatsächlich wieder aufgebaut werden? Wie kann das Ufer des Pregel für Investoren interessant werden? Wie viele Straßen soll es in der Altstadt künftig geben? Gewinner war eine Architektengruppe aus Sankt Petersburg – ihr Plan sieht vor, statt des Schlosses das sowjetische “Haus der Räte” zu rekonstruieren, und daraus einen modernen, öffentlichen Raum zu schaffen mit einem Konzertsaal und einem Museum für moderne Kunst.

    Sie wollen zudem die Altstadt “wiederbeleben”, neue Viertel “in historischer Anmutung” bauen, mit Cafés und Geschäften. Laut dem Bürgermeister von Kaliningrad sollten sämtliche Projekte mit den Einwohnern der Stadt diskutiert werden. “Aus den besten Entwürfen werden wir dann einen machen, der allen gefällt”.

    1. Wenn es denn so einfach wäre, sagt Artjom.
    2. Bis jetzt ist nichts passiert, und ich wette, auch die nächsten 10 Jahre passiert nichts jedenfalls nichts Gutes.” Die Orgeln des Königsberger Doms sind eine viermanualige Hauptorgel mit 90 Registern und eine zweimanualige Chororgel mit 32 Registern, die in den Jahren 2006 und 2007 durch die Werkstatt Alexander Schuke Potsdam Orgelbau in Kaliningrad gebaut wurden.

    Artjom Chatschaturow spielt die Königsberger Domorgel – Youtube, 2018 Was bleibt? Königsberg ist tot aber trotzdem ist dieser fremde Ort mehr als nur das sowjetische Kaliningrad, findet Boris, mein russischer Begleiter. Und ich muss an Marion Gräfin Dönhoff denken, die große Publizistin und Herausgeberin der ZEIT, die einst auf Schloss Friedrichstein, nahe Königsberg, gelebt hatte.

    Das Schloss gibt es nicht mehr. Wo es stand, wächst heute Gras. In den 90iger Jahren kehrte die Gräfin zu Besuch in die alte Heimat zurück und sagte, nach ihren Gefühlen befragt, den weisen Satz: “Vielleicht ist dies der höchste Grad der Liebe: zu lieben, ohne zu besitzen.” “Lieber Vater. Die Erinnerung ist das einzige Paradies aus dem wir nicht vertrieben werden können,

    wie oft hast Du Jean Paul zitiert. So gesehen ist es vielleicht gut, dass Du Deine alte Heimat nie mehr wiedergesehen hast. Und ich werde Dir einfach nur von den schönen Dingen erzählen, die mein Herz berührt haben – von den alten Alleen, den Sanddünen an der Kurischen Nehrung, dem hohen Himmel, dem gewaltigen Blau, aber auch von den Menschen, die ich hier getroffen habe, von Artjom, Sergjev und Boris, der mich Marjellchen nennt, und mit dem ich auf die deutsch-russische Freundschaft angestoßen habe.

    1. Städte versinken, anderswo entsteht Neues, unvergänglich ist die ostpreußische Landschaft, ihre Farben, ihr Licht.
    2. Und dieses Gefühl, darin geborgen zu sein.
    3. Vielleicht sind es diese Momente, die uns für immer verbinden – über die Zeiten hinweg.” (Marion Gräfin Dönhoff) Buchtipps (u.a.
    4. Verwendete Literatur in der 2.

    Stunde der Langen Nacht) Max Fürst: Gefilte Fisch. Eine Jugend in Königsberg, Carl Hanser Verlag 1975 Eine Mutter kämpft gegen Hitler – Von Irmgard Litten / Mit einem Nachwort von Heribert Prantl. Verlag ars vivendi Denkmalsfigur, Biographische Annäherung an Hans Litten 1903-1938.

    Von Knut Bergbauer / Sabine Fröhlich / Stefanie Schüler-Springorum / erschienen im Wallstein Verlag Hans Litten war einer der prominentesten Strafverteidiger der untergehenden Weimarer Republik. In politischen Prozessen kämpfte er gegen den Terror von rechts, und geriet dabei immer mehr in die Schusslinie der Nazis.

    Seine Biografie ist eine deutsche Lebensgeschichte, die mit der jüdischen Jugendbewegung in Ostpreußen begann und 1938 im Konzentrationslager Dachau endete. Hitlerrede: “Es wird einmal die Zeit kommen, da werden Sie alle zurückdenken mit einer stolzen Freude an diese Jahre des Ringens und des Kämpfens für dieses neue Deutschland.

    1. Und jede einzelne von Ihnen wird dann mit einer Freude ihren kleinen Orden ansehen und wird sich sagen, damals bin ich auch dabei gewesen, und ich habe mitgeholfen.
    2. Dann wird das Ihre schönste Erinnerung sein, daß Sie in dieser großen Zeit der deutschen Wiedergeburt und der deutschen Erhebung Ihren Kampf mit für unser deutsches Volk gekämpft zu haben.” Die Weimarer Republik ist Anfang der dreißiger Jahre nur noch ein politisches Kartenhaus.

    Mehr als fünf Millionen Menschen sind arbeitslos. Die Woge von Elend und Verzweiflung spült die Faschisten immer weiter nach oben. Bei den Wahlen im September 1930 erringt die NSDAP 13,7 Millionen Stimmen und damit 107 Sitze im Reichstag. Braune Horden verunsichern Berlin, der Kampf zwischen rechts und links explodiert in Gewalt und erschüttert die ohnehin brüchigen Fundamente der Republik.

    Hoppla, wir leben, heißt der tägliche Schlachtgesang. Im Berliner Tanzpalast Eden können die kleinen Leute den bedrückenden Alltag für ein paar Stunden vergessen. Die Stimmung ist gut an diesem Samstagabend im November 1930. In einem Nebenraum des Lokals hält der Arbeiter – Wanderverein “Falke” gerade eine Versammlung ab, als plötzlich Schüsse fallen.

    Schreie. Panik. SA stürmt das Lokal: Schlagt die linken Hunde tot! Blutüberströmt brechen mehrere junge Männer zusammen. Die eilends alarmierte Polizei lässt sich Zeit mit den Ermittlungen, sodass von den rund 40 am Überfall beteiligten SA-Leuten nur noch vier festgenommen werden können.

    Im April 1931 beginnt der Eden-Palast Prozess. Nebenkläger der verletzten Arbeiter ist Hans Litten, trotz seiner Jugend bereits einer der bekanntesten und profiliertesten Anwälte Berlins. Es gelingt ihm, Adolf Hitler als Zeugen vor Gericht zu zitieren und ihn der faktischen Mittäterschaft an Überfällen des gefürchteten SA-Sturms 33 zu überführen.

    Der “Eden-Palast”-Prozess wird in die Rechtsgeschichte eingehen – doch Hans Littens Triumph ist zugleich sein Todesurteil. Weiterführende Links zu Hans Litten Das Hans-Litten-Archiv Mehr über das Leben von Hans Litten finden Sie hier und bei Wikipedia Eine ” Biographische Annäherung ” an den Berliner Rechtsanwalt Hans Litten erinnert an das Leid eines im KZ gefolterten Juristen.

    Nachlesen Rot war nicht gleich Braun, Nachlesen bei ZEIT-ONLINE Buchtipps (u.a. verwendete Literatur in der 3. Stunde der Langen Nacht) Hans Graf von Lehndorff : Ostpreußisches Tagebuch, Aufzeichnungen eines Arztes aus den Jahren 1945 – 1947 / erschienen bei DTV Frido Mann: Mein Nidden / S. Fischer Verlag Thomas-Mann Festival in Nida Vom 13.07.-23.07.2019 findet das 23.

    Thomas-Mann Festival in Nida statt. Unter dem Motto “Europa der Heimaten” bietet das Festivalprogramm Konzerte, Kunstausstellungen, Literaturnachmittage und Filmnächte. Weitere Informationen Als Fisch im Trockenen Ein Fisch im Wasser – sagt man – hat kein Empfinden für die Schönheit seines Sees.

    • So ging es vielen Ostpreussen, die sich erst in der Fremde – sozusagen als Fisch im Trockenen – des Zaubers dieser Landschaft bewusst wurden. In der 3.
    • Stunde der Langen Nacht lassen wir uns vom alten Königsberg erzählen, von der Bernsteinküste und der Kurischen Nehrung – einer Landschaft von gestern im Licht von heute.

    Hans Graf von Lehndorff in seinem Ostpreussischen Tagebuch “Die Vorboten der Katastrophe machten sich bereits in den letzten Junitagen 1944 bemerkbar; leichte, kaum ins Bewusstsein dringende Stöße, die das sonnendurchglühte Land wie von fernem Erdbeben erzittern ließen.

    Und dann waren die Straßen auf einmal überfüllt mit Flüchtlingen aus Litauen, und herrenloses Vieh streifte quer durch die erntereifen Felder, dem gleichen unwiderstehlichen Drang nach Westen folgend. Noch war es schwer zu begreifen, was da geschah, und niemand durfte es wagen, seinen geheimen Befürchtungen offen Ausdruck zu geben.

    See also:  Wie Viel Prozent Steuer Bei Steuerklasse 1?

    Aber als der Sommer ging und die Störche zum Abflug rüsteten, ließ sich das bessere Wissen von dem, was bevorstand, nicht länger verborgen halten. Überall in den Dörfern sah man Menschen stehen und zum Himmel starren, wo die großen vertrauten Vögel ihre Kreise zogen, so als sollte es diesmal der letzte Abschied sein.

    Und jeder mochte bei ihrem Anblick etwa das gleiche empfinden: Ja, ihr fliegt nun fort! Und wir? Was soll aus uns und unserem Land werden?” Der zweite Weltkrieg hat in Ostpreussen alles total verändert Alles hat sich geändert: Staatsangehörigkeiten, Städtenamen, Architektur, Menschen und die Sprache.

    Nur die Natur blieb wie sie war: Eine Welt aus Wasser, Wald und Sand, aus traumverlorenen Dörfern und weiten Alleen. “Und die Meere rauschen / Den Choral der Zeit / Elche stehn und lauschen / In die Ewigkeit”, heißt es im Ostpreußenlied. Noch immer gibt es Elche auf der Kurischen Nehrung, acht Exemplare sollen es allerdings nur noch sein, nach russischer Auskunft, dazu Hirsche, Füchse, Störche, viele Vogelarten.

    • Und Dünen, die höchsten Europas – ostpreußische Sahara wurde die Nehrung deshalb einst genannt.
    • Es waren Zauberberge, die Häuser und sogar ganze Dörfer unter sich begruben.
    • Thomas Mann und Ostpreußen in den 1930er Jahren “Die phantastische Welt der Wanderdünen, die von Elchen bewohnten Kiefern- und Birkenwälder zwischen Haff und Ostsee, die wilde Großartigkeit des Strandes haben uns so ergriffen, dass wir beschlossen, an so entlegener Stelle einen festen Wohnsitz zu schaffen”, schwärmte einst Thomas Mann über jene sagenumwobene Landzunge vor Ostpreußen.

    Ihre wechselvolle Geschichte – hin- und hergerissen zwischen Deutschem Reich, Sowjetherrschaft und der Unabhängigkeit Litauens – führte dazu, daß sie nach dem Zweiten Weltkrieg fast ein halbes Jahrhundert unerreichbar war. Doch nach 50 Jahren Einsamkeit sucht die Kurische Nehrung einen neuen Anfang.

    1. In Nidden – dem heutigen Nida – dem Sommerrefugium der Familie Mann Anfang der Dreissiger Jahre, scheint er bereits gelungen.
    2. Alles ist weglos, nur Sand, Sand und Himmel”, schrieb Thomas Mann über diese Landschaft zwischen Meer und Haff.
    3. Mit dem Geld, das ihm der Literaturnobelpreis eingetragen hatte, ließ der Schriftsteller in Nidden auf einer Anhöhe – dem sogenannten “Schwiegermutterhügel” – ein Feriendomizil für die Familie errichten, im Stil der rotbraun und blau gestrichenen Fischerhäuser mit ihren Reetdächern und den gekreuzten Pferdeköpfen am Giebel.

    Von seinem Arbeitszimmer aus konnte Thomas Mann seinen geliebten “Italienblick” aufs Haff genießen. “Es gibt dort eine Kiefernart, Pinien ähnlich. Die weiße Küste ist schön geschwungen, man könnte glauben, in Nordafrika zu sein.” In diesem Arbeitszimmer und im eigens importierten Strandkorb verfasste Thomas Mann die Romantrilogie “Joseph und seine Brüder”.

    • Wie auf einem Schiff” hatte er sich in seinem Haus gefühlt.
    • Und tatsächlich kann man die drei Sommer, die die Manns in Nidden verbrachten, als eine Art Vor-Exil sehen, denn die Gespenster des Nationalsozialismus hatten bereits auch die Kurische Nehrung erreicht; eines Morgens fand Thomas Mann ein halb verkohltes Exemplar der “Buddenbrooks” am Gartentor.1932 protestierte der Schriftsteller in Nidden öffentlich gegen die ersten blutigen Übergriffe der SA in Königsberg.

    Als er daraufhin bedroht wurde, verließen die Manns im September 32 die Kurische Nehrung – für immer. Das Thomas-Mann-Haus in Nida 1929 kam Thomas Mann nach Nida/Nidden auf die Kurische Nehrung. In dieser “Sahara des Nordens” ließ er sich ein Sommerhaus mit Blick auf das Haff und das Memeldelta bauen.

    • Der Nobelpreisträger wurde zum Symbol des schwierigen Verhältnisses zwischen Deutschen und Litauern im Memelland.
    • Thomas Mann, der deutsche Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger kam 1929, wie er selbst behauptete, als einer der typischen Westdeutschen, die Ostpreußen nur selten besuchten, nach Königsberg.

    Er war von der Goethe-Gesellschaft der Stadt eingeladen worden. Nach den Lesungen in Königsberg reiste er mit seiner Familie weiter nach Rauschen (heute Svetlogorsk), um sich dort zu erholen. Im beliebten Kurort erhielt er ein Angebot von Freunden, mit einem Dampfboot die Kurische Nehrung zu besuchen.

    Er verbrachte einige Tage in Nida, auf deutsch Nidden. Dieser Ort beeindruckte ihn so sehr, dass er beschloss, sich hier ein Sommerhaus bauen zu lassen. Weiterlesen bei der Bundeszentrale für Politische Bildung Nida (deutsch Nidden ) ist eine Ortschaft in Litauen und Sitz der Gemeindeverwaltung der Gemeinde Neringa auf der Kurischen Nehrung an der Ostsee.

    Der Ort befindet sich auf der Haffseite der Nehrung. Mehr bei Wikipedia Ein kulinarisches Highlight waren natürlich auch die Königsberger Klopse Bis heute schwärmen alte Ostpreußen von den berühmten Hackbällchen, die angeblich der Philosoph Immanuel Kant hoffähig gemacht hatte, und die ihren Siegeszug dann im 19.

    1. Jahrhundert durch die sogenannten Mamsellen erlebten, die als Küchenhilfen nach Berlin kamen.
    2. Im «Universal-Lexikon der Kochkunst» von 1886 heißt es: Die Klöße aus gehacktem Rind- und Schweinefleisch werden direkt in einer hellen, mit Wein, Essig, Sardellen, Zitrone, Kapern und feinem Senf abgelöschten Einbrenne gekocht.

    Serviert werden sie mit Sahnesauce, Salzkartoffeln und Roter Beete. Die Kurische Nehrung “Die Kurische Nehrung ist so merkwürdig, dass man sie eigentlich ebenso gut als Spanien und Italien gesehen haben muss, wenn einem nicht ein wunderbares Bild in der Seele fehlen soll”, schrieb einst Wilhelm von Humboldt.

    • Die Worte des preußischen Gelehrten haben ihre Gültigkeit bis heute nicht verloren.
    • Entstanden ist die Kurische Nehrung vor etwa 7.000 Jahren, nach dem Ende der letzten Eiszeit.
    • Die schöne Riesin Neringa – so erzählt es die Sage – wollte die Fischer vor den tosenden Wellen der Ostsee schützen und trug deshalb in ihrer Schürze Sand herbei, den sie vor der Küste zu einem Schutzwall aufschüttete.

    Die Wirklichkeit ist etwas prosaischer: Die Nehrung entstand aus einer Reihe von Endmoränenhügeln, an die der Westwind über Jahrhunderte Sand wehte und so eine Landzunge von fast 100 Kilometern Länge und knapp 400 Metern Breite schuf. Anpflanzungen gaben der Kurischen Nehrung nach und nach Halt, Elche, Braunbären und eine einzigartige Vogelwelt siedelten schließlich auf dem schmalen Biotop.

    Doch dann traten die Ordensritter, die Fürsten und Lehnsherren auf, und ließen die Wälder abholzen, für bessere Verkehrswege, für die Jagd und zur Holzgewinnung. Zu spät merkten sie, daß sie sich damit selbst den Ast absägten, auf dem sie saßen. Denn wo die Bäume verschwanden, kam Flugsand angeweht, der sich zu monströsen Wanderdünen auftürmte.

    Die Menschen erwachten morgens in ihren Betten mit Sand auf der Zunge, Felder wurden verschüttet, 14 Fischerdörfer hat der Sand im Lauf der Zeit ganz unter sich begraben. Erst Ende des 19. Jahrhunderts brachte ein baltischer Forstmeister mit einer behutsamen Dünenbepflanzung die wandernden Riesen allmählich zum Stillstand.

    Heute sind die Dünen an der Kurischen Nehrung eine touristische Attraktion – doch damit ergibt sich ein neues Problem, wie Bernd Schimpke erklärt: “Die Landschaft ist ja sehr fragil, und sie kann eigentlich so viele Menschen garnicht verkraften. Wenn Sie bedenken, die Düne in Nidden war noch in den 30-iger Jahren 62 Meter hoch, heute hat sie von ihrer Macht und ihrer Gewalt vieles verloren, und sie ist nur noch vielleicht 50 Meter hoch, weil die Leute hochgehen, obwohl es verboten ist.

    Weil dann Schulklassen kamen, da sind die Kinder runtergerutscht und die nehmen natürlich immer wieder Sand mit nach unten und der baut sich oben nicht mehr auf und dadurch isses immer weniger geworden, es gibt ja keinen Nachschub mehr, der Wald bremst den Nachschub von der Ostsee, so dass die Düne nicht mehr wachsen kann, beziehungsweise sich auch nicht mehr regenerieren kann.

    Wenn ich davorstehe, vor dieser Düne heute, dann seh ich immer nur wie sie früher war von den Bildern her, und dann ist man natürlich traurig, wie sich das verändert alles.” Die größte Belastung für den Ort, für die Natur, die Düne, sind die Kreuzfahrtschiffe, denn inzwischen fahren viele Kreuzfahrtschiffe in die östliche Ostsee, und dann machen ja die Kreuzfahrer ihre Ausflüge, und die meisten buchen den Ausflug dann nach Nidden, und dann kommen bis zu acht Autobusse, in jedem Bus so circa 40 bis 50 Leute, und die fahren alle zur Düne hin, und dann anschließend in den Ort, da essen sie vielleicht noch ‘ne Kleinigkeit, und die Gemeinde macht sich jetzt Gedanken, wie können wir das begrenzen beziehungsweise regulieren.

    Dieser Kreuzfahrttourismus ist ‘ne große Belastung für den Ort Nidden geworden.1989, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, hat Hans Jürgen Kutschinski zum ersten Mal wieder die Kurische Nehrung besucht. “Ich muss sagen, es hatte sich kaum verändert, genauso wie man es verlassen hatte, zumindest die Natur, die Orte selbst waren in einem erbärmlichen Zustand, also das sah teilweise ganz schlimm aus, das hat einen Schock gegeben. Vor den herannahenden Truppen der Roten Armee flohen im Winter 1944/45 große Teile der ostpreussischen Bevölkerung aus dem Samland und um die Stadt Königsberg über das zugefrorene Frische Haff in Richtung Danzig. (picture alliance / dpa / Krause) CD – Tipp Irmgard Litten: Trotz der Tränen,

    Gelesen von Patricia Litten. Uccello Verlag, ohne Jahr.3 CDs / ISBN 978- 3-937337-51- Mehr auf der Website des Uccello Verlags Zur Suche springen Seit dem Tag der Verhaftung ihres Sohnes Hans unternahm sie alles Menschenmögliche, um ihn zu befreien oder zumindest seine Haftbedingungen zu verbessern. Ihre Hartnäckigkeit führte sie bis in die Spitzen des NS Regimes aber auch zu kulturellen Größen wie Wilhelm Furtwängler und Emmy Sonnemann, der späteren Ehefrau von Göring.

    Irmgard Litten kämpfte bis zum bitteren Ende. Sie organisierte Beistand für Hans und internationale Solidarität. Die Erfahrungen dieser Zeit hat sie in ihrem Buch “Beyond Tears” zusammengefasst, es erschien bereits 1940 in USA, England, Mexico, China und Frankreich.

    Mehr über Irmgard Litten auf der Hans-Litten – Website des Uccello Verlags Irmgard Litten (geborene Wüst; * 30. August 1879 in Halle (Saale); † 30. Juni 1953 in Ost-Berlin) war eine deutsche Schriftstellerin. Nach dem Selbstmord von Hans Litten im Konzentrationslager Dachau ging sie über die Schweiz und Paris in die Emigration nach Großbritannien.

    Dort schrieb sie ihren Bericht über das Schicksal ihres Sohnes und die Zustände in den deutschen Konzentrationslagern. Er wurde 1940 kurz vor der Niederlage Frankreichs unter dem Titel “Die Hölle sieht dich an” zum ersten Mal auf Deutsch in Paris veröffentlicht.

    1. Im gleichen Jahr erschien er unter dem Titel “A mother fights Hitler” in England und kurz darauf unter dem Titel “Beyond tears” in den Vereinigten Staaten von Amerika.
    2. Im Jahr darauf wurde er zum ersten Mal in Spanisch als “Una madre contra Hitler” publiziert.
    3. In Deutschland wurde ihr Bericht seit 1947 auch unter dem Titel “Eine Mutter kämpft gegen Hitler” mehrfach veröffentlicht.

    Weiterlesen bei Wikipedia Musikliste 1. Stunde Titel: Romanze Interpret: The Hermitage Music Academy Orchestra Komponist: Sergey Yevtushenko Label: Varese Sarabande Records Best.-Nr: VSD-6998 Titel: Chertkov waltz Interpret: The Hermitage Music Academy Orchestra Komponist: Sergey Yevtushenko Label: Varese Sarabande Records Best.-Nr: VSD-6998 Titel: Holy of holies Interpret: The Hermitage Music Academy Orchestra Komponist: Sergey Yevtushenko Label: Varese Sarabande Records Best.-Nr: VSD-6998 Titel: Yasnaya polyana Interpret: The Hermitage Music Academy Orchestra Komponist: Sergey Yevtushenko Label: Varese Sarabande Records Best.-Nr: VSD-6998 Titel: Morning song Interpret: The Hermitage Music Academy Orchestra Komponist: Sergey Yevtushenko Label: Varese Sarabande Records Best.-Nr: VSD-6998 Titel: The return Interpret: The Hermitage Music Academy Orchestra Komponist: Sergey Yevtushenko Label: Varese Sarabande Records Best.-Nr: VSD-6998 Titel: Pastorale Interpret: The Hermitage Music Academy Orchestra Komponist: Sergey Yevtushenko Label: Varese Sarabande Records Best.-Nr: VSD-6998 Titel: Secrets Interpret: The Hermitage Music Academy Orchestra Komponist: Sergey Yevtushenko Label: Varese Sarabande Records Best.-Nr: VSD-6998 Titel: The journey Interpret: The Hermitage Music Academy Orchestra Komponist: Sergey Yevtushenko Label: Varese Sarabande Records Best.-Nr: VSD 6998 Plattentitel: The Last Station Titel: Tatjana Interpret: Wassiljewski, Peter Komponist: M.

    Marjanowskij Label: Leschenko Orchester Plattentitel: Russischer Tango Titel: Kossack Interpret: Pelagea Komponist: N.N. Label: Unsere Stimme-Trikont 2. Stunde Titel: Wosle Lesa Interpret: Wassiljewski, Peter Komponist: Y. Prigozhsky Label: Leschenko Orchester Plattentitel: Russischer Tango Titel: Melodie in F für Klavier, op.3 Nr.1.

    Bearbeitet für Salonorchester Ensemble: I Salonisti Komponist: Anton Rubinstein Label: Harmonia Mundi Best.-Nr: 1695132 Titel: Gräser im Wind Interpret: Technicolor Dream Komponist: Jürgen Dahmen, Andreas Wagner Label: BEVISION Best.-Nr: BE 0702 Titel: An den langen Fjorden Interpret: Tobias Bösel Komponist: Tobias Bösel, Siegfried Rolletter Label: SharpToneRecords Best.-Nr: STR077 Plattentitel: Filmmusik Highlights, Vol.2 Titel: Jubiläum Interpret: Tobias Bösel Komponist: Tobias Bösel, Siegfried Rolletter Label: SharpToneRecords Best.-Nr: STR077 Plattentitel: Filmmusik Highlights, Vol.2 Titel: Hoppla, wir leben Interpret: Gisela May Komponist: Ottmar Gerster Label: Bear Family Records Best.-Nr: BCD16064-7&8 Plattentitel: Die May (CD 7: singt Chansons, Lieder, Songs und Balladen Titel: Ännchen von Tharau Interpret: Fred Schultheiss und die Fidelios Komponist: Friedrich Silcher Label: BAIERLE RECORDS Best.-Nr: CD 1735 Titel: Land der dunklen Wälder Interpret: Bläserquartett des Kammerorchesters Kurt Graunke Komponist: Jarczyk Herbert Plattentitel: Bläser-Quartett Titel: Golfstrom Interpret: Franz Thon mit seinen Tanz-Rhythmikern Komponist: Helmuth Wernicke Label: PUMPKIN PIE RECORDS Best.-Nr: 02504 Titel: Konzert für Klavier und Orchester Nr.1 C-Dur, op.15, 2.

    1. Satz: Largo Solist: Michael Roll (1946-)(Klavier) Orchester: Royal Philharmonic Orchestra Dirigent: Howard Shelley Komponist: Ludwig van Beethoven Label: DOCUMENTS Best.-Nr: 222808-203 3.
    2. Stunde Titel: aus: Sonate für Klavier c-Moll, op.111, 2.
    3. Satz: Arietta.
    4. Adagio molto semplice e cantabile Solist: Salomon (Klavier) Komponist: Ludwig van Beethoven Label und Best.-Nr: keine Titel: aus: Konzert für Klavier und Orchester Nr.3 c-Moll, op.37, 1.

    Satz: Allegro con brio Solist: Arthur Rubinstein (1887-1982)(Klavier) Orchester: London Philharmonic Orchestra Dirigent: Daniel Barenboim Komponist: Ludwig van Beethoven Label: Dutton Epoch Best.-Nr: CDLX 7345 Titel: aus: Musik zum Film “Der Fall von Berlin”, op.82.

    Wie lange war Polen Deutsch?

    Überfall auf Polen 1939

    Datum 1. September bis 6. Oktober 1939
    Ort Polen und die Freie Stadt Danzig
    Ausgang Sieg der deutschen Truppen
    Folgen Besetzung und Zerschlagung des polnischen Staates, Teilung Polens zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion ( Angriff ab dem 17. September ), Wiedereingliederung der Freien Stadt Danzig ins Deutsche Reich
    Friedensschluss keiner, am 6. Okt.1939 letztes Gefecht mit regulären Truppen

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    Konfliktparteien Deutsches Reich und SS-Heimwehr Danzig Slowakei Polen Befehlshaber Walther von Brauchitsch ( Oberbefehlshaber des Heeres ) Fedor von Bock ( Heeresgruppe Nord ) Gerd von Rundstedt ( Heeresgruppe Süd ) Ferdinand Čatloš (Oberbefehlshaber des slowakischen Heeres) Edward Rydz-Śmigły ( Oberbefehlshaber ) Truppenstärke 61 deutsche Divisionen 6 deutsche Brigaden, 3 slowakische Divisionen 10.000 Geschütze 3.600 gepanzerte Fahrzeuge 1.929 Flugzeuge Gesamtstärke: 1.600.000 Deutsche, 50.000 Slowaken 37 Divisionen, 12 Brigaden 4.300 Geschütze 750 gepanzerte Fahrzeuge 900 Flugzeuge Gesamtstärke: 1.000.000 Mann Verluste Wehrmacht: 15.450 Tote (nur Heer), 30.000 Verwundete, 3404 Vermisste 300 gepanzerte Fahrzeuge, 560 Flugzeuge Slowakei: 37 Tote, 18 Vermisste, 114 Verwundete Polnische Streitkräfte: 66.300 Tote, 133.700 Verwundete, 694.000 Gefangene, 330 Flugzeuge Einige Tausend ermordete Volksdeutsche ; 16.376 ermordete polnische Zivilisten (Sept./Okt.1939)

    Der Überfall auf Polen am 1. September 1939 war der Angriff des nationalsozialistischen Deutschland auf die Zweite Polnische Republik, mit dem der Zweite Weltkrieg in Europa begann. Nach mehrmonatigen diplomatischen Spannungen und dem zur Rechtfertigung des Angriffs vorgetäuschten Überfall auf den Sender Gleiwitz befahl Adolf Hitler der Wehrmacht den lange geplanten Polenfeldzug, der von Truppen des Slowakischen Staats unterstützt wurde.

    1. Als unmittelbare Folge erklärten am 3.
    2. September 1939 Frankreich und das Vereinigte Königreich aufgrund ihrer Garantieerklärung für Polen dem Deutschen Reich den Krieg.
    3. Ihre begrenzten militärischen Maßnahmen wie die Saar-Offensive waren jedoch nicht zur Entlastung Polens geeignet.
    4. Unterstützt von der Luftwaffe rückten zwei deutsche Heeresgruppen von Norden und Süden auf polnischem Territorium vor.

    Deutsche Truppen erreichten am 8. September die Hauptstadt Polens, die nach der Schlacht um Warschau am 28. September 1939 kapitulierte, Gemäß dem geheimen Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom August 1939 besetzte die Rote Armee am 17.

    September Ostpolen, Die polnische Regierung floh am 17./18. September 1939 in das neutrale Rumänien, wo sie interniert wurde. Die am 30. September gebildete Polnische Exilregierung versuchte, mit geflohenen Truppenteilen Widerstand gegen die Besatzer zu organisieren. Die letzten in Polen verbliebenen Verbände der polnischen Streitkräfte ergaben sich am 6.

    Oktober 1939; die meisten polnischen Soldaten gingen in Kriegsgefangenschaft, Im Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939 teilten Deutschland und die Sowjetunion Polen unter sich auf ( Vierte Teilung Polens ). West- und Zentralpolen mit Ausnahme der Woiwodschaft Białystok sowie die westlichen Teile Südpolens fielen an Deutschland, die ostpolnischen Gebiete an die Sowjetunion.

    1. Mit einem Erlass vom 8.
    2. Oktober 1939 trennte Hitler einen Teil der deutsch besetzten Gebiete, darunter auch rein polnische, als „eingegliederte Ostgebiete” ( Wartheland und Danzig-Westpreußen ) vom sogenannten polnischen Reststaat ab.
    3. Er erweiterte die Provinz Schlesien in südlicher Richtung um überwiegend polnisch besiedelte Gebiete.

    Die Freie Stadt Danzig war bereits am 1. September (wieder) zum Bestandteil des Deutschen Reichs erklärt worden. In den übrigen deutsch besetzten Gebieten wurde vier Tage später das Generalgouvernement als Zone der „Abkapselung” und rechtsfreien Ausbeutung geschaffen.

    Während in den eingegliederten Ostgebieten mit einem Prozess der „Neuordnung” und Eindeutschung begonnen wurde, war das Generalgouvernement zur rücksichtslosen Ausbeutung von Polen und Juden in Polen vorgesehen und wurde Objekt „völkischer Ausrottungsmaßnahmen”. Schon während der Kampfhandlungen und der deutschen Besetzung Polens 1939–1945 verübten Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD und Angehörige der Wehrmacht teils planmäßig, teils spontan Massenmorde an der polnischen Intelligenzija und dem Kleinadel ( Szlachta ), an Priestern, Gewerkschaftern und Juden,

    Dieser „Auftakt zum Vernichtungskrieg” diente auch der Vorbereitung des Deutsch-Sowjetischen Krieges und des Holocaust, Der Begriff „Überfall auf Polen” bezeichnet eigentlich nur den Kriegsbeginn. Der gesamte Kriegsverlauf, auch mitsamt der sowjetischen Invasion, wird gemeinhin als Polenfeldzug oder Invasion Polens bezeichnet.

    Warum mögen die Bayern die Preußen nicht?

    Das bäuerliche Bayern – Die Bayern hingegen legten mehr Wert auf Gemütlichkeit, tranken und rauften gern im Wirtshaus und waren stark von der bäuerlich-ländlichen Bevölkerung geprägt. Mit der preußischen Tugendhaftigkeit konnten sie nicht viel anfangen – ganz zu schweigen vom Protestantismus. Bayerische Wirtshauskultur – „Was is, – trink ma no oane” (Quelle: Postkarte des Verlags Emil Ganghofer in Rottach Egern, um 1900, Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg)

    Wie kam Preußen bis 1866 zur Vormacht in Deutschland?

    Auch auf wirtschaftlichem Gebiet sicherte sich Preußen im Norddeutschen Bund als wirtschaftlich stärkster Staat eine klare Vormachtstellung. Nach dem Sieg über Österreich löste beispielsweise der preußische Taler den österreichischen Gulden als Zahlungsmittel ab.

    Berlin wurde nun zum Zentrum der deutschen Finanzwelt. Alle Länder, sowohl die besiegten wie auch die verbündeten, mussten hier ihre Anleihen aushandeln und platzieren, aus deren Erlösen sie dann die geforderten Kriegsentschädigungen an Preußen zahlen konnten. Auch als über die Verfassung des Norddeutschen Bundes und seine politischen Institutionen verhandelt wurde, behielt Preußen gegenüber den anderen Bundesstaaten die Fäden in der Hand.

    Treibende Kraft hierbei war wiederum BISMARCK. Er formulierte nicht nur die Grundgedanken des Verfassungsentwurfs selbst. Er sorgte auch dafür, dass „seine” Verfassung sowohl von den beteiligten Regierungen als auch vom Reichstag ohne größere Abänderungen angenommen wurde.

    Sind die Preußen Slawen?

    Wie die Pruzzen Frauenraub, Blutrache und Vielehe frönten Der Publizist Sebastian Haffner hat die Kolonisierung des Pruzzenlandes hinter der Küste der Ostsee durch den Deutschen Ritterorden “ein Gemetzel, fast eine Ausrottung” genannt. Trotzdem – ungeachtet immer neuer Rückfälle in die Barbarei auf beiden Seiten – sieht Haffner in der “geistlichen Republik” der Ordensritter eine Wohltat auch für die unterworfenen “Wilden”.

    1. Tatsächlich sind beide Urteile angebracht.
    2. Zu unterstreichen ist, dass blutigstes Kriegsgeschehen Jahrhunderte hindurch mit Assimilation verflochten war.
    3. Das erstaunliche Hineinwachsen in die überlegene Kultur, die aus dem Westen, nicht nur aus Deutschland kam, trug dazu bei, dass die Pruzzen aus der Geschichte verschwanden und ihr Land anno 1618 mit der Mark Brandenburg zum Staat Preußen verschmolz.

    Wir wissen wenig über die Pruzzen. Sie waren keine Slawen, sondern ein angeblich hochgewachsenes, blondes Volk, dessen Stämme zwischen Memel und Weichsel lebten. Sie sprachen eine eigene baltische Sprache, kannten keine Schrift und beteten zu Göttern, die Perkunos und Pekollos hießen oder ähnlich befremdliche Namen hatten.

    Brauch waren bei ihnen Frauenraub, Vielehe und Blutrache. Mädchen, deren Geburt unwillkommen war, töteten sie. Kranke und Behinderte erlitten das gleiche Los. Den ersten Missionaren, die ums Jahr 1000 ins Land drangen, schlugen sie den Schädel ein. Den Kreuzrittern, die später ihre Ankunft nach allen Regeln der diplomatischen Kunst im Mittelalter vorbereitet hatten, setzten sie hart zu.

    Was immer den Ruf der Pruzzen rechtfertigte oder was ihnen angedichtet wurde, sie waren Heiden. Gegen sie den Heidenkrieg zu führen, galt als Christenpflicht. Papst und Kaiser gaben ihren Segen und versprachen sich Vorteile, wobei sich die Interessen keineswegs deckten.

    Nicht anders betrieb der polnische König seine Sache. Er war es, der die Ritter ins Land rief. Die Ordensleute waren auf eigene Macht bedacht. Ihre Ehre war der Sieg. Zu denken gibt, in welcher Art von Krieg die Ritter “das süße Joch Jesu” auf die Schultern der Heiden luden. Der Chronist Peter von Duisburg hat ihnen schon in den zwanziger Jahren des 14.

    Jahrhunderts vorgeworfen, das Land mit Raub und Brand verwüstet zu haben. Der Historiker Hartmut Bookmann hat das Notwendige darüber gesagt: “Kriegführung bis der Gegner kapituliert, Tötung der Männer, Versklavung der Frauen und Kinder, Vernichtung der Habe”.

    1. Die Kriege von Christen gegen Christen sahen freilich ähnlich aus.
    2. Nur dass man die Männer nicht tötete, weil Leichen kein Lösegeld gebracht hätten.
    3. Zu Anfang des 20.
    4. Jahrhunderts, daran erinnert Bookmann, waren die Historiker in der glücklichen Lage, den Krieg für eine Angelegenheit des Militärs bei möglichster Schonung der Zivilisten zu halten.

    Nach dem Ende der Epoche der Weltkriege wissen wir wieder, was Vernichtungskrieg heißt. Die Kreuzritter waren über ihn schon im Bilde gewesen. Wie gesagt, neben den Blutbädern gab es die Chance zur Assimilation. Die Heiden mussten nur das Christentum und die andere Kultur annehmen.

    Was hat man in Preußen gesprochen?

    Im Königreich Preussen war Deutsch die Amtssprache, es wurde jedoch weit herum auch sorbisch gesprochen. Die Altpreussische Sprache, die mit dem Deutschen nur sehr fern verwandt ist, ist seit dem 17. Jahrhundert ausgestorben.

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